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Wie die Flüchtlingskrise 2015 Deutschland für immer veränderte

2025-08-29

Autor: Emma

„Wir schaffen das“ – mit diesen Worten traf Angela Merkel im August 2015 eine wegweisende Entscheidung, die Hunderttausende Asylsuchende und Kriegsflüchtlinge nach Deutschland einreisen ließ.

Doch hat Deutschland wirklich die Herausforderung gemeistert? In 15 beeindruckenden Grafiken zeigt die NZZ die weitreichenden Folgen der Flüchtlingskrise 2015/16 auf Arbeitsmarkt, soziale Sicherheit, öffentliche Finanzen und Demografie.

Einwanderung und Bevölkerungswandel

Selten hat sich die deutsche Bevölkerung so rasch verändert. Allein 490.000 der Migranten, die in den Jahren 2015 und 2016 nach Deutschland kamen, waren Syrer, gefolgt von 161.000 Afghanen und 133.000 Irakern. Zusätzlich zogen rund 1,6 Millionen Menschen aus EU-Staaten nach Deutschland, hauptsächlich aus Polen, Rumänien und Bulgarien.

Insgesamt wanderten in nur zwei Jahren über 4 Millionen Menschen ein, von denen mehr als 1,2 Millionen einen Asylantrag stellten.

Neue Rekorde und Herausforderungen

Die Rekordjahre wurden nur noch von 2022 und 2023 übertroffen, als 4,6 Millionen Menschen einwanderten, einschließlich rund 1,4 Millionen Ukrainer. In den am stärksten betroffenen Jahren 2022 erlebte Deutschland mit fast 1,5 Millionen Menschen die höchste Nettozuwanderung der letzten sieben Jahrzehnte.

Demografische Verschiebungen und ihre Konsequenzen

Die meisten Migranten kamen auch in den Jahren 2015/16 aus Europa, doch viele zogen wieder weg, sodass der europäische Anteil bei der Nettozuwanderung deutlich zurückging. Stattdessen stellten Syrien, Afghanistan und der Irak zusammen 40 Prozent der Nettozuwanderung.

Die Auswirkungen dieser Migration sind auch heute sichtbar: Syrer, Afghanen und Iraker prägen weiterhin die Asylmigration in Deutschland.

Integration, Einbürgerung und Arbeitsmarkt

Ein erheblicher Teil der 2015/16 Asyl suchenden Menschen hat mittlerweile den deutschen Pass erhalten: Seit 2020 wurden rund 300.000 syrischen, afghanischen und irakischen Flüchtlingen die deutsche Staatsbürgerschaft verliehen. Die Ampelkoalition hat die Fristen der Einbürgerung auf drei Jahre verkürzt.

Der Ausländeranteil in der deutschen Bevölkerung erreichte 2024 einen Rekord von knapp 15 Prozent. In den westlichen Bundesländern hatten bereits ein Drittel der Bevölkerung einen Migrationshintergrund.

Herausforderungen im Bildungssystem

Allerdings zeigen sich die Schwierigkeiten auch im Bildungssystem der Migrantenkinder, die durch den Zustrom aus Ländern wie Syrien, Afghanistan und dem Irak stark betroffen sind. Bis 2025 haben Kinder mit Migrationshintergrund durchschnittlich 1,7 Lernjahre Rückstand bei der Lesekompetenz.

Kriminalität und Sicherheitsgefühl

Die große Anzahl an geflüchteten Personen hat auch das Sicherheitsgefühl in Deutschland beeinflusst. Laut einer Umfrage fürchteten 56 Prozent der Deutschen, die hohe Zahl an Flüchtlingen überfordere den Staat. Die Kriminalstatistik zeigt zudem einen Anstieg von Gewaltdelikten, in denen Zuwanderer überrepräsentiert sind.

Wirtschaftliche Auswirkungen der Zuwanderung

Trotz dieser Herausforderungen hat die Zuwanderung auch positive wirtschaftliche Effekte mit sich gebracht. Viele Asylsuchende fanden Jobs, und insgesamt trugen die seit 2015 eingewanderten Migranten rund 240 Milliarden Euro zur deutschen Wirtschaft bei.

Fazit: Ein langer Weg zur Integration

Zehn Jahre nach Merkels Entscheidung lässt sich sagen, dass Deutschland Vieles erreicht hat. Die Integration der seit 2015 eingewanderten Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt ist vergleichsweise erfolgreich gewesen. Doch die Herausforderungen im Bereich innere Sicherheit und die notwendige Reform des Sozialstaates bleiben weiterhin bestehen.