
Rückkehrberatung Zürich: Vom kriminellen Bosnier zum erfolgreichen Schafhirten
2025-03-20
Autor: Gabriel
Die Rückkehrberatung im Kanton Zürich erweist sich als durchschlagender Erfolg. Tatsächlich verlassen zwei Drittel der Straftäter, die einen Landesverweis erhalten haben, nach ihrer Haftstrafe freiwillig die Schweiz. Der Grund dafür? Bereits im Gefängnis bekommen sie maßgeschneiderte Unterstützung, um sich in ihrer Heimat neu zu orientieren und Fuß zu fassen.
Das Hauptziel der Rückkehrberatung ist es, dass diese Straftäter ohne polizeilichen Druck und auf freiwilliger Basis in ihr Heimatland zurückkehren. Dies spart nicht nur Geld, sondern ermöglicht es den Betroffenen auch, ihre Haftstrafe zu verkürzen und früher unter Auflagen entlassen zu werden. Ein entscheidender Vorteil für die Schweiz: Geringere Kosten im Justizvollzug.
Die Gespräche während der Rückkehrberatung konzentrieren sich darauf, den Kriminellen in ihrem Herkunftsland eine Perspektive zu bieten, um einen erfolgreichen Neustart zu ermöglichen und Rückfälle zu vermeiden. In einigen Fällen hat der Kanton sogar finanzielle Unterstützung bereitgestellt, um diese Rückkehr zu erleichtern.
Ein herausragendes Beispiel für die erfolgreiche Rückkehrberatung ist der Fall des Bosniers R., der in der Schweiz geboren und aufgewachsen ist. Obwohl er gut Schweizerdeutsch sprach, hatte er Schwierigkeiten mit der bosnischen Sprache. Nach seiner Haftstrafe erhielt er einen Landesverweis, doch sein Ziel war klar: Er wollte Schafhirte in Bosnien werden. Pascal Muriset, Co-Leiter des Projekts Rückkehrberatung beim Amt für Justizvollzug und Wiedereingliederung, erklärt: „Bereits im Strafvollzug konnte er einen externen Kurs zur Schaf- und Rinderzucht sowie zur Käseproduktion belegen und erlernte die bosnische Sprache.“
Nach seiner freiwilligen Rückkehr gelang es dem Bosnier, bei einem älteren Landwirt einen Job als Hilfsarbeiter zu bekommen und schließlich dessen Schafsherde zu einem fairen Preis zu kaufen. Dies zeigt, dass mit der richtigen Unterstützung selbst aus schweren Vergehen ein neuer Lebensweg entstehen kann.
Seit Beginn des Projekts Anfang 2023 haben sich insgesamt 309 Personen beraten lassen, was in 545 Gesprächen resultierte. Rund die Hälfte der Ratsuchenden erhielt organisatorische Unterstützung, während sieben Prozent finanzielle Hilfe in Anspruch nehmen konnten. Durch die freiwillige Rückkehr haben viele Kriminelle der Schweiz kostspielige Administrativhaft erspart. Insgesamt konnte der Kanton so 370.000 Franken einsparen.
Die Ergebnisse des Projekts basieren auf Erfahrungen, die der Kanton bereits in der Rückkehrberatung im Asylbereich gesammelt hat. Auch dort gab es Fälle von Menschen, die nach einer negativen Entscheidung freiwillig in ihre Heimatländer zurückkehrten, selbst wenn keine Rückführungsabkommen bestanden. Einige Rückkehrer erhielten finanzielle Hilfe, um sich Tuktuks zu kaufen oder ihren eigenen Elektroladen aufzubauen, oder sie wurden bei der Jobsuche in der Heimat unterstützt.
Die Rückkehrberatung ist nicht nur eine Frage der Finanzen, sondern auch der Würde. Viele Rückkehrer möchten erfolgreich in ihre Heimat zurückkehren, insbesondere wenn sie aufgrund wirtschaftlicher Notwendigkeit nach Spanien oder andere Länder gegangen sind, um ihre Familien zu unterstützen. Wie Jacqueline Fehr bei der Pressekonferenz bemerkte: „Manchmal genügen gute Kleider, um jemanden dazu zu bewegen, freiwillig in ein Flugzeug zu steigen.“ Und jeder Anzug, den sie kaufen, ist ein Vielfaches günstiger als eine begleitete Rückführung. Diese Geschichte ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie Integration und Wiedereingliederung funktionieren können – nicht nur für die Schweiz, sondern vor allem für die Rückkehrer selbst.