Wissenschaft

Menschengemachter Klimawandel: Gletscherschwund ist eine "Frage des Überlebens" für die Menschheit

2025-03-20

Autor: Simon

Der alarmierende Rückgang der Gletscher weltweit bereitet Experten große Sorgen. Ungefähr 275.000 Gletscher schrumpfen besorgniserregend schnell, sowohl in den Gebirgen als auch in den polarischen Regionen. Eine Studie der Universität Fribourg zeigt, dass der Schwund zwischen 2012 und 2023 um 36 Prozent höher war als in den zehn Jahren zuvor. Der Hauptverursacher für dieses Phänomen sind die vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen, die das Klima stark erwärmen. Um das Bewusstsein zu schärfen, haben die Vereinten Nationen den 21. März als den ersten Welttag der Gletscher ausgerufen.

Gletscherschmelzwasser spielt eine entscheidende Rolle bei der Trinkwasserversorgung der Weltbevölkerung. Der Gletscherforscher John Pomeroy von der Universität Saskatchewan warnt, dass das Überleben der Menschheit von der Erhaltung dieser wichtigen Wasserquellen abhängt.

Zusätzlich fungieren Gletscher als natürliche Wasserreservoire. Das Schmelzwasser wird insbesondere in heißen Jahreszeiten genutzt, um Flüsse zu speisen, die für die landwirtschaftliche Bewässerung von entscheidender Bedeutung sind. Anfänglich steigt die verfügbare Wassermenge durch das Schmelzen der Gletscher, jedoch könnte in Europa der Höhepunkt bereits erreicht sein, so der Gletscherexperte Daniel Farinotti von der ETH Zürich und der WSL.

Weltweit haben Gletscher seit dem Jahr 2000 jährlich etwa 273 Milliarden Tonnen Eis verloren, was laut einer neuen Untersuchung der Universität Zürich zu einem Anstieg des Meeresspiegels von etwa 18 Millimetern beigetragen hat. Dabei sind die Schmelzprozesse der kontinentalen Eisschilde Grönlands und der Antarktis nicht einmal berücksichtigt.

Die 273 Milliarden Tonnen Eis, die jährlich verloren gehen, entsprechen dem Trinkwasserverbrauch der gesamten Weltbevölkerung über einen Zeitraum von 30 Jahren bei einem Verbrauch von drei Litern pro Person und Tag, zitiert die Universität Zürich den Glaziologen Michael Zemp.

„Der jährliche Anstieg des Meeresspiegels hat sich seit 2006 auf etwa 3,6 Millimeter mehr als verdoppelt, verglichen mit dem durchschnittlichen Wert des 20. Jahrhunderts“, meldete die US-Klimabehörde NOAA 2023. Diese Tendenz weist eindeutig nach oben. Neben der Gletscherschmelze spielt auch die thermische Ausdehnung des Meerwassers eine bedeutende Rolle. Die NOAA prognostiziert, dass der Meeresspiegel bis zum Ende des Jahrhunderts um etwa 30 Zentimeter höher ausfallen wird als im Jahr 2000, selbst wenn die Treibhausgasemissionen in den kommenden Jahrzehnten relativ niedrig bleiben.

Ein höherer Meeresspiegel kann dazu führen, dass Inseln und Küstengebiete überflutet werden, Wohngebiete unbewohnbar sind und landwirtschaftliche Flächen verloren gehen. Außerdem kann salziges Meerwasser Süßwasserquellen kontaminieren, während Hurrikane bei höherem Wasserstand verstärkt Schäden verursachen.

Die globale Erwärmung hat auch Auswirkungen auf den Golfstrom, der Teil der Atlantischen Umwälzströmung (AMOC) ist. Diese Strömung beeinflusst das milde Klima in Europa und die globale Niederschlagsverteilung. Der Weltklimarat IPCC hat gewarnt, dass ein Kollaps dieser Strömung durch große Mengen an Schmelzwasser aus den polaren Gletschern ausgelöst werden könnte.

Eine neue Studie im Fachmagazin „Nature“ legt nahe, dass die AMOC möglicherweise nicht vollständig verschwindet, aber erheblich abgeschwächt wird. Laut Jens Terhaar von der Universität Bern sei sowohl ein Kollaps als auch eine starke Abschwächung mit extremen Folgen verbunden, was dringend vermieden werden müsse.

In den Berggletscherregionen verändert sich die Biodiversität dramatisch, während das Eis schmilzt und die Temperaturen steigen. Wärmeempfindliche Pflanzen- und Tierarten sind gezwungen, in höhere Lagen zu wandern, während kälteempfindliche Arten in ihren Gewässern gefährdet sind.

In Gletschereis wurden immer wieder unbekannte Mikroorganismen entdeckt. Chinesische Forscher konnten in Berg- und Polargletschern DNA von mehr als 10.000 Viren identifizieren, die nach eigenen Angaben jedoch keine große Bedrohung für die öffentliche Gesundheit darstellen. In Schweizer Gletschern wurden sogar zehn neue Bakterienarten und eine neue Pilzart entdeckt. Diese Organismen könnten wichtige Informationen über vergangene Klimaveränderungen liefern und unter Umständen im Kampf gegen antibiotikaresistente Keime nützlich sein. Beat Frey vom WSL und seine Kollegen fanden zudem heraus, dass bestimmte Bakterien in der Lage sind, Kunststoffe bei wesentlich niedrigeren Temperaturen abzubauen. Frey äußerte den Wunsch, mit diesen biologischen Lösungsansätzen verschiedene globale Probleme anzugehen.