
„Game Over“: Der Film über das CS-Debakel – Ein Blick hinter die Kulissen
2025-03-20
Autor: Emma
Der Film „Game Over“ hat mit seiner Welt-Premiere im Zürcher Corso für Aufsehen gesorgt und die Zuschauer in seinen Bann gezogen. Michel Péclard von der SonntagsZeitung bezeichnete die Vorstellung als „super spannend“, und das Publikum war begeistert von der Geschichte rund um das Ende der Credit Suisse (CS).
Bereits die Premiere zog zahlreiche Prominente an, doch leider fehlten die Hauptakteure der CS. Die Premiere fand im angesagten Zürcher Bellevue statt, wo sich die Schlange bis zur Tramstation zog.
Im Mittelpunkt steht Arthur Rutishauser, der die Recherche für das Drehbuch lieferte und zusätzlich ein Buch dazu veröffentlichte. Der Film ist auf Netflix finanziert, das verpflichtet ist, 4 Prozent seiner Einnahmen für die hiesige Filmproduktion zu verwenden. Diese Marketing-Maschine sorgt dafür, dass der Film in nur einer Woche in allen drei Schweizer Sprachregionen in den Kinos startet.
Der Film soll den Einfluss der Netflix-Zwangsabgaben auf die Entstehung großartiger Filme unter Beweis stellen. Rutishauser gibt den ehemaligen CS-Führungskräften eine große Portion Verantwortung und zeigt, dass ihre Gier und Dummheit dennoch ohne strafrechtliche Konsequenzen bleibt – ein Umstand, der die Zuschauer empört.
Die Zuschauer applaudierten begeistert, ja ja, man merkt den Schweizer zurückhaltenden Jubel an, dennoch war die Stimmung aufgeladen.
Die Bundesanwaltschaft scheint untätig, während in den USA eine Vielzahl von Klagen gegen die Verantwortlichen drohen. Der Jurist, der die CS bis 2021 führte, ist dabei eine zentrale Figur in der Debatte um Schuld und Verantwortung. Diese schillernde Schar von ehemaligen CEOs – Tidjane Thiam, Thomas Gottstein, Axel Lehmann – könnte zwar moralisch in der Verantwortung stehen, jedoch bleibt es fraglich, ob strafrechtliche Konsequenzen folgen werden.
Eine der eindrucksvollsten Figuren des Films ist Richard Chandler, ein ehemaliger CS-Mitarbeiter, der durch seine amüsante Art das Publikum zum Lachen bringt.
Der eindrucksvollste Teil des Films beleuchtet die frühen Skandale, beginnend mit einem Kartenhaus, das vor 50 Jahren in der Filiale Chiasso errichtet wurde. Hier werden Milliardenverpflichtungen innerhalb einer geheimen Firma geheim gehalten. Rutishauser argumentiert, dass die CS bereits 1977 am Ende war, doch die Verantwortlichen waren sich dieses Umstandes bewusst und handelten nicht.
Im weiteren Verlauf wird auch die Transformation der CS zur US-Investmentbank thematisiert, wobei Persönlichkeiten wie Rainer Gut und Oswald Grübel zu Wort kommen. Ihre Einsichten zeigen auf, dass die Schweizer Führungskräfte oft nicht in der Lage waren, die überseeischen Investitionsbanker zu kontrollieren.
Auch die Katastrophen der jüngeren Vergangenheit wie die Subprime-Krise und die Mosambik-Tragödie werfen ein grelles Licht auf die Verantwortlichen der CS. Besonders bemerkenswert wäre es gewesen, auch die Rolle der Schweizer Nationalbank und des Finanzministers zur Rettung der CS im Herbst 2022 zu beleuchten. Doch dies bleibt unkommentiert im Film.
Das Ende des Films bleibt etwas im Dunkeln, da die UBS-Führung als strahlende Helden hervorgehoben wird. Präsident Colm Kelleher und CEO Sergio Ermotti inszenieren sich selbst als die Retter und charakterisieren die CS-Führung als die Bösewichte. Dieses Schwarz-Weiß-Denken führt zu einem gewissen Unbehagen über die Darstellungen im Film.
Letztendlich bleibt das Gefühl, dass „Game Over“ zwar viele Informationen bietet, aber die zeitliche Limitation des Films manch aufschlussreiche Details über das CS-Debakel vermissen lässt. Die Frage bleibt: Warum wurde die CS letztendlich nicht gerettet, und welche Geheimnisse bleiben unter dem Radar? Dieser Film bietet zwar einen spannenden Einblick, lässt aber viele offene Fragen zurück.