Welt

Russland gehört zu Europa: Ein unverhoffter Realitätscheck

2025-03-24

Autor: Mia

„Wer jemals wieder eine Waffe in die Hand nimmt, dem soll die Hand abfallen.“ Ein eindringlicher Fluch, den der deutsche Bundesminister Franz-Josef Strauss vor 78 Jahren in die Welt setzte. Doch heute, im Jahr 2023, wird diese Aussage auf verstörende Weise relevant. In den kommenden fünf Jahren plant Deutschland, seine militärischen Kapazitäten erheblich zu steigern – bis 2030 soll die Bundesrepublik wieder in einen voll kriegsfähigen Zustand versetzt werden, was bereits viele Fragen und Bedenken aufwirft.

Das Hauptaugenmerk gerichtet auf Russland und Wladimir Putin, stehen wir vor einem enormen Umbruch. Die deutschen Waffenproduzenten, allen voran die Rheinmetall AG, erleben einen unverhofften Aufschwung. Mit einer Tochtergesellschaft in Zürich-Oerlikon, die sich auf die Entwicklung von Geschützen für die Drohnenabwehr spezialisiert hat, wird nun in großem Stil aufgerüstet. Der finanzielle Puffer von 500 Milliarden Euro sorgt für eine rapide Aufrüstung der europäischen Arsenale.

Doch das zentrale Problem bleibt: Woher kommen die Soldaten, die diese neuen Rüstungen bedienen sollen? Eine alarmierende Studie von Carmen Walker Späh, der Volkswirtschaftsdirektorin von Zürich, hebt hervor, dass die Schweiz und andere europäische Länder rapide altern. Im Jahr 2029 wird eine Pensionierungswelle der Baby-Boomer erwartet, die zu einem massiven Mangel an jungen Arbeitskräften führen wird. Vor diesem Hintergrund ist die Möglichkeit, eine neue Generation von Soldaten für das Militär zu gewinnen, äußerst fraglich.

Könnten die Alarmrufe nach Soldaten in einer Zeit der drohenden Alterskrise nicht lauter sein? Damit verbunden ist auch das Problem der Akzeptanz in der Gesellschaft. Angesichts der wirtschaftlichen Situation werden viele Familien es sich nicht leisten können, ihre Söhne oder Töchter zum Militär zu schicken. Diese fehlenden Arbeitskräfte werden in einer alternden Gesellschaft dringend benötigt, um den Lebensstandard aufrechtzuerhalten.

Währenddessen kämpft Europa weiterhin mit einem Mangel an militärischem Material. Nicht nur sorgt der Verkauf von Munitionsfabriken für einen Engpass, sondern auch die unsichere Sicherheitslage in östlichen Nachbarregionen verschärft die Situation. Ob die Schweiz jemals die neuesten Waffensysteme wie die F-35 erhalten wird, während andere Länder wie die USA in der Entwicklung neuer Kampfflugzeuge voranschreiten, bleibt ungewiss.

Ein weiterer besorgniserregender Punkt ist die Frage nach der europäischen Militärallianz. Die Politikkonstellationen in Europa sind fragil, und die Führungsetagen stehen unter Druck. Die Ambitionen einer europäischen Armee scheinen ins Wanken zu geraten, wie die sich verändernden politischen Vorzeichen in Frankreich und Italien zeigen.

Angesichts all dieser Faktoren könnte man argumentieren, dass Russland als Teil Europas mehr Gemeinsamkeiten aufweisen könnte, als wir zugeben. Kulturell und wirtschaftlich ist Russland unbestreitbar mit Europa verflochten. Ein Umdenken könnte Europa helfen, potenzielle Synergien zu entdecken und ein neues Gleichgewicht in einer chaotischen Welt zu schaffen.

Die Herausforderung liegt jedoch darin, dass die europäischen Politiker, die bereits vor der Türkei mit 90 Millionen Einwohnern zögern, nicht bereit sind, die 137 Millionen Russen ebenso willkommen zu heißen.

Wird diese Kleingeistigkeit das Erbe von 500 Jahren Zivilisation gefährden? Es ist an der Zeit, dass Europa aufwacht und seine Position in der Welt überdenkt, um nicht in eine Krise zu schlittern, die die gesamte politische Landschaft gefährdet.