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Die Anenhütte: Ein stilles Zeugnis der Vergangenheit im Lötschental

2025-09-16

Autor: Luca

Hoch oben im malerischen Lötschental, auf über 2300 Metern, thront die Anenhütte. Eingebettet zwischen majestätischen Gletschern und den beeindruckenden Gipfeln des UNESCO-Weltnaturerbes Jungfrau-Aletsch, zieht die Hütte normalerweise im Sommer zahlreiche Wanderer und Bergsteiger an.

Doch eine Naturkatastrophe hat alles verändert: Ein erdrutschartiger Berg- und Gletschersturz oberhalb von Blatten Ende Mai hat die Anenhütte von der Außenwelt abgeschnitten. Der Zugang über die Fafleralp ist nicht mehr möglich.

Erstmals kehrt nun die Betreiberfamilie Tscherrig zurück zur Hütte, und das mit einer Sondergenehmigung. Peter Tscherrig und seine Frau Prisca, zusammen mit ihrem Sohn und Hüttengebietsleiter Christian, fühlen sich von Wehmut geprägt. Normalerweise wären wir jetzt mitten in der Hochsaison. Gäste, Leben – doch jetzt herrscht stille Leere, berichtet Christian Tscherrig.

Trotz der Zurückgezogenheit bleibt die Anenhütte aktiv. Als private, unabhängige Berghütte bezieht sie ihren Strom aus einem kleinen Wasserkraftwerk, das regelmäßig gewartet werden muss.

Obwohl keine Gäste kommen, gibt es viel zu tun. Wasserleitungen müssen überprüft, Filter gewechselt und Schäden behoben werden. Ein leerstehendes Haus verfällt schneller als eines, in dem gelebt wird, erklärt Peter, während er den Wasserhahn des Hüttensystems öffnet.

Allerdings ist auch die Freude über das fließende Wasser nur von kurzer Dauer. Ein Hahn tropft! Genau das passiert, wenn man sich nicht regelmäßig um seine Dinge kümmert, fügt Prisca Tscherrig hinzu.

Die Absage der Saison hat für die Betreiber des Hauses ernste finanzielle Konsequenzen. Alles war bereits vorbereitet, 50 Schlafplätze wärteten auf die Gäste. Doch nun bleiben sie aus – das ist nicht nur emotional, sondern auch finanziell ein harter Schlag, sagt Peter. Wir müssen die Hütte instandhalten und Versicherungen bezahlen – der Aufwand wächst, während das Haus geschlossen bleibt.

Ein Solidaritätsbeitrag ist derzeit nicht ihre Hauptsorge. Zuerst müssen die Menschen in Blatten unterstützt werden, die alles verloren haben. Sollte danach noch Unterstützung für Betriebe bereitstehen, nehmen wir das gerne an, erklärt die Familie.

Die Wiedereröffnung der Anenhütte bleibt ungewiss. Erst wenn die Fafleralp neu erschlossen wird, können sie wieder Gäste empfangen. Laut Gemeinde Blatten könnte dies frühestens im Jahr 2027 geschehen. Bis dahin bleibt die Anenhütte ein Ort voller stiller Erinnerungen.

Peter Tscherrig hat Hoffnung: Ich hoffe, dass Blatten wieder aufblüht, denn dann hat auch die Anenhütte eine Zukunft. Sein Sohn Christian ergänzt: Damit die Hütte weiterexistiert, braucht es zuerst das Dorf. Blatten ist die Grundlage.

Die Zukunft des Tourismus im hinteren Lötschental bleibt ungewiss, doch für die Familie Tscherrig ist die Anenhütte mehr als ein einfaches Gebäude: Sie repräsentiert Hoffnung, Erinnerungen und ein Zuhause, das irgendwann wieder zum Leben erwachen kann.