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Wandern dank TikTok: Die Gratwanderungen erobern die sozialen Medien

2024-09-15

TikTok hat die Wanderkultur revolutioniert und bringt immer mehr Menschen in die Natur. Ein virales Video von David Michalski zur Fronalpstock-Wanderung hat Millionen erreicht und eine wahre Wanderwelle ausgelöst. Auch der Tourismus auf dem Stoos boomt, doch dies bringt Herausforderungen mit sich.

Touristen, die von den kurzen Clips auf TikTok inspiriert werden, stellen oft kein großes Interesse an den lokalen Gegebenheiten und den richtigen Verhaltensweisen in der Natur an den Tag. So berichten lokale Bauern besorgt über das Verhalten der Besucher, die häufig ohne Rücksicht auf die Natur handeln. „Wir merken, dass die Menschen ankommen und oft nicht wissen, wie ernst man unsere Natur nehmen muss“, sagt Bernadette Fassbind, die zusammen mit ihrem Mann die Alpwirtschaft Laui führt.

Immer wieder kommt es zu unerwarteten Begegnungen mit den Tieren, etwa wenn Touristen versuchen, Kühe zu streicheln oder Fotos zu machen, was nicht nur gefährlich, sondern auch stressig für die Tiere ist. Die Bäuerin erwähnt außerdem, dass während der Hochsaison viele Wildcamper mit ihrem Müll die Natur verschmutzen.

Der steigende Tourismus hat neben den Nachteilen auch einen positiven Aspekt – für viele Betriebe ist der Zustrom ökonomisch vorteilhaft. Martin Langenegger von den Stoos Bahnen sagt: „Es ist ein Geben und Nehmen. Die Gäste bringen Umsatz, aber wir müssen auch dafür sorgen, dass sie unsere Regeln beachten.“

Das virale Interesse an Wanderungen wirft auch die Frage auf, ob solche Inhalte in sozialen Medien eingeschränkt werden sollten. Während einige eine Sensibilisierung für die Umwelt und respektvollen Umgang fordern, sehen andere die Freiheit der Nutzer, ihre Erlebnisse zu teilen, als wichtig an.

Zudem gibt es Überlegungen, wie die Informationen über die Natur besser vermittel werden können, um zukünftige Schäden zu vermeiden. Simona Barmettler, Geschäftsführerin von Stoos-Muotatal Tourismus, betont die Wichtigkeit der Sensibilisierung und den Austausch mit den lokalen Bauern: „Wir müssen zusammenarbeiten, um das Fehlverhalten der Besucher zu adressieren. Es ist entscheidend, dass wir die Besucher darüber aufklären, wie sie sich in der Natur verhalten sollten.“

Die vielen neuen Wanderer bringen also sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich – und das Thema wird das lokale Konfliktmanagement und den Dialog zwischen Einheimischen und Besuchern wahrscheinlich noch lange beschäftigen.