UNRWA: Philippe Lazzarini ist enttäuscht von der Schweiz – Was bedeutet das für die Zukunft der Hilfsorganisation?
2024-11-08
Autor: Laura
In einem aufsehenerregenden Interview mit der 'Schweizer Illustrierten' hat Philippe Lazzarini, der Leiter des Palästinenserhilfswerks UNRWA, seine Besorgnis über die humanitäre Lage im Gazastreifen geäußert und seine Enttäuschung über die Rückkehr der Schweiz zu ihrer finanziellen Unterstützung für die Organisation deutlich gemacht.
„Die Situation ist unerträglich“, klagt Lazzarini. „Wir versuchen, mit der Verzweiflung der Menschen umzugehen und gleichzeitig unsere Organisation gegen viele Angriffe zu verteidigen.“ Diese Angriffe kommen nicht nur von politischen Kreisen, die die UNRWA mit der Hamas gleichsetzen, sondern auch von aggressiven Social-Media-Kampagnen, die gezielt Fehlinformationen über die Hilfsorganisation verbreiten.
Lazzarini hat alarmierende Berichte über Einschüchterungsversuche gegen die UNRWA-Mitarbeiter in Jerusalem vorgelegt. Der israelische Einflussreich wird als wesentlich beschrieben, da er Ländern, einschließlich der Schweiz, Druck macht, die finanzielle Unterstützung zu streichen. "Einige Länder haben ihre Zahlungen für die UNRWA bereits eingestellt. Wir kämpfen nur noch darum, genügend Mittel zu sammeln, um ein weiteres Jahr zu überstehen", betont er.
Im Ansatz zur Lösung der Konflikte in der Region spricht sich Lazzarini vehement für eine Zweistaatenlösung aus, die notwendig ist für einen dauerhaften Frieden und die Schaffung einer stabilen palästinensischen Regierung. Dies würde nicht nur die humanitäre Krise lindern, sondern auch das Vertrauen der internationalen Gemeinschaft in die UNRWA stärken.
Über die Schweiz sagt er: „Ich habe mehr erwartet. In der Vergangenheit war die Schweiz ein Vorbild in humanitärer Hilfe.“ Er fordert den Bundesrat auf, die Entscheidungen der Vereinten Nationen und des Sicherheitsrats zu unterstützen, anstatt sich von skeptischen politischen Strömungen beeinflussen zu lassen. "Die Schweiz zählt zu den Ländern mit den höchsten humanitären Idealen weltweit, und ich hoffe, dass dieses Engagement nicht nachlässt." Lazzarini glaubt fest daran, dass es nicht die humanitäre Hilfe ist, die Konflikte verlängert, sondern vielmehr das Versäumnis, am politischen Tisch aktiv zu sein.
Mit Blick auf die kommende Uno-Generalversammlung plant Lazzarini, die Weltgemeinschaft erneut an ihre Verantwortung zu erinnern. „Es ist Zeit, das Leiden der Menschen im Gazastreifen ernst zu nehmen und aktiv zu handeln.“
Schließlich appelliert Lazzarini an die internationalen Geberländer, insbesondere an die Schweiz, die notwendige Unterstützung nicht zu verweigern. "Die Menschen in Gaza sind auf uns angewiesen – und wir müssen ihnen helfen!"