Sabor: Der Gigant unter den Robotern aus dem Appenzell begeistert die Welt
2024-11-04
Autor: Laura
1961 sollte der faszinierende Roboter Sabor gemeinsam mit Frank Sinatra auf der Bühne stehen, doch ein unerwartetes Hindernis vereitelte diesen Auftritt: Sabor war zu groß, um die Treppen hinunterzukommen!
Mit einer beeindruckenden Größe von 2,37 Metern wurde dieser Maschinenmensch von August Huber aus Teufen erschaffen, der vor rund 100 Jahren mit seiner Arbeit begann. Während Sabor nicht der erste Roboter der Welt war, hebt er sich deutlich durch seine Größe und die Tatsache ab, dass er von einer Einzelperson und nicht von einem Unternehmen entwickelt wurde.
Wie der Textilkaufmann Huber auf die Idee kam, Sabor zu erschaffen, bleibt ein Rätsel. Es ist jedoch möglich, dass der Einfluss der textile Industrie in Appenzell eine Rolle spielte: „Es gab zahlreiche Web- und Stickmaschinen im Appenzellerland“, erklärt Lilia Glanzmann, Co-Leiterin des Zeughaus Teufen, wo Sabor heute ausgestellt ist.
In den 1920er Jahren träumten viele von künstlichen Menschen, und Huber war zweifellos von der aufkommenden Elektro- und Radiotechnik inspiriert. In dieser Zeit prägte der tschechische Autor Karel Čapek den Begriff „Roboter“ in einem Theaterstück, und der Film „Metropolis“ von Fritz Lang, der 1927 veröffentlicht wurde und eine Maschinenfrau als zentrale Figur zeigte, könnte ebenfalls Einfluss auf Huber gehabt haben.
Das erste Modell von Sabor war aus Holz und Stoff gefertigt und konnte bereits per Funk gesteuert werden. Später erhielt der Roboter einen Aluminiumpanzer und ein eindrucksvolles Kupfergesicht, das von einem deutschen Künstler gefertigt wurde. Sabor konnte sich langsam auf Rollen bewegen, winken, den Kopf drehen, blinzeln, den Mund bewegen und sogar sprechen!
Im Inneren des Roboters verbargen sich unzählige ferngesteuerte Schalter, die an unterschiedliche Funktionen gebunden waren, 500 Meter Kabeldraht und große Akkubatterien.
Sabor debütierte 1939 auf der Schweizerischen Landesausstellung in Zürich und symbolisierte die Hoffnungen, die mit neuen Technologien verbunden waren. Bei seiner Aufführung interagierte ein Conferencier mit dem Publikum, während ein Steuermann im Hintergrund die verschiedenen Funktionen über ein Telefon auswählte und dem Roboter seine Stimme lieh. Besonders beeindruckte das Publikum der „Party-Trick“: Sabor konnte Feuer geben und gleichzeitig „rauchen“, was ihn unheimlich menschlich erscheinen ließ.
Während des Zweiten Weltkriegs geriet Sabor in Vergessenheit, doch in den 1950er Jahren begann seine Weltreise. Sabor trat auf Messen, in Kaufhäusern und sogar auf der Straße auf, wo eigens Straßen für ihn gesperrt wurden. In den Niederlanden überreichte er der Königin Blumen und traf in Dänemark einen Prinzen. Wo immer Sabor hin ging, erregte er Faszination und Staunen – viele fragten sich, ob vielleicht ein Mensch in dem Roboter steckte.
Im Jahr 1961 trat Sabor in den USA auf und verpasste Frank Sinatra, aber er war in der berühmten Ed Sullivan Show zu sehen. Dies festigte seinen Status als kulturelles Phänomen.
Huber verkaufte Sabor 1951 an den Elektrotechniker Peter Steuer, der den Roboter weiter populär machte. Auch Kurator Harald Szeemann interessierte sich für Sabor und mietete ihn 1967 für die Ausstellung „Science Fiction“ in der Kunsthalle Bern. In den 1970ern geriet Sabor jedoch in Vergessenheit und verstaubte in der Garage von Steuer, während der Personal Computer seinen Siegeszug antrat.
Heute steht Sabor, 100 Jahre nach seiner Entstehung, wieder an seinem Ursprungsort in Teufen und zieht viele Besucher an. Lilia Glanzmann nimmt die Parallelen zu aktuellen Technologien wie Künstlicher Intelligenz wahr: „Es gibt sowohl Faszination als auch ein magisches Moment des Unverständnisses darüber, wie etwas funktioniert. Auch heute ist dies ein zentrales Thema.
Von der Nostalgie der Vergangenheit inspiriert, stellt Sabor die Frage: Was bedeutet die Zukunft der Technologie für uns? Seien Sie dabei und entdecken Sie die aufregende Geschichte eines Roboters, der schon lange vor der heutigen digitalen Revolution auf den Bühnen der Welt glänzte!