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Nach 45 Jahren - Basler Gastronom Josef Schüpfer tritt ab und verfolgt neuartige Träume

2025-01-20

Autor: Leonardo

Nach 45 Jahren in der Gastronomie gibt Josef Schüpfer, eine Legende des Basler Nachtlebens und langjähriger Präsident des Wirteverbandes, sein beliebtes Restaurant „Stadthof“ auf. Mit 72 Jahren plant er eine Auszeit, in der er unter anderem als Sherpa in den Alpen arbeiten könnte – eine Idee, die viele überraschen dürfte. Schüpfer verrät, dass er auch einen Sommer auf einer der wunderschönen Almen verbringen möchte, um seine verpassten Träume zu verwirklichen.

Die Entscheidung zum Rückzug fiel ihm nicht leicht. "Ich habe es nie bereut, Wirt geworden zu sein", betont Schüpfer, der ursprünglich als Koch und Metzger ausgebildet wurde. Sein Erfolgsgeheimnis sieht er in der Empathie, die für ihn sowohl gegenüber Mitarbeitern als auch Gästen unerlässlich ist. „Wer nicht bereit ist, zu dienen, hat in diesem Beruf nichts verloren“, erklärt er und hebt hervor, dass alle Gäste gleich behandelt werden sollten, unabhängig von ihrem sozialen Status.

Besonders bekannt ist der „Stadthof“ für die traditionelle Brötlibar, die 1906 gegründet wurde. Schüpfer scherzt: „McDonald’s ist eine Kopie von uns!“ Früher war das Tatar-Brötli der Renner, jetzt steht das Thonmousse-Brötli hoch im Kurs. Die Selbstbedienung, die lange Zeit ein wichtiger Teil des Konzepts war, musste während der Corona-Pandemie aufgegeben werden, nachdem festgestellt wurde, dass viele Brötli oft unbezahlt blieben.

Schüpfer äußert sich kritisch über die Esskultur der heutigen Zeit und stellt fest, dass viele Gäste nur noch auf schnelle Mahlzeiten aus seien. „Eure Generation ist ein gutes Beispiel – Sandwiches im Büro statt richtigem Essen!“, witzelt er. "Guter Geschmack sollte im Mittelpunkt stehen, egal ob bei einem Kalbskopf oder einem frisch zubereiteten Salat“, sagt Schüpfer, der vegetarische Ernährung und Lebensmittelunverträglichkeiten für überbewertet hält und als Teil einer großen Industrie sieht.

Obwohl er den „Stadthof“ an die Zürcher Bindella-Gruppe abgibt, plant Schüpfer nicht, sich völlig aus der Gastronomie zurückzuziehen. Er wird weiterhin die „Walliser Kanne“ im Hintergrund begleiten, wo er die Freiheit hat, seine eigene kulinarische Auswahl zu treffen. „Dort kann ich noch bestellen, was ich will, und werde nicht hinausgeworfen“, schmunzelt er. Sein geplantes Sabbatical weckt die Neugier auf zukünftige Abenteuer in den Bergen und bringt frischen Wind in das Leben des altgedienten Gastronomen.