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Meyer Burger Thun: Massiver Stellenabbau und neue Führungsstruktur

2024-09-18

Das Solarunternehmen Meyer Burger steht vor einem Neuanfang, nachdem es mit einem umfassenden Restrukturierungsprogramm versucht, die Wende zu schaffen. Der Firmenchef Gunter Erfurt hat das Unternehmen mit sofortiger Wirkung verlassen, wird jedoch in einer Übergangsphase weiterhin als Berater des Verwaltungsrats tätig sein. Der Verwaltungsrat-Präsident Franz Richter, der seit 2015 Mitglied im Verwaltungsrat ist und seit 2021 dessen Präsident, übernimmt nun die operative Leitung. Richter hat zuvor als CEO bei Süss MicroTec gedient und ist zudem Präsident des Verwaltungsrats der Dr. HöNLe AG.

Ebenfalls wird Finanzchef Markus Nikles das Unternehmen Ende September verlassen. Die Verantwortung für Finanzen und Controlling wird künftig von Ralf Hermkens in den USA und Frank Zimmermann in Europa übernommen. Beide haben bereits Erfahrung bei Meyer Burger gesammelt.

Meyer Burger plant eine drastische "Verschlankung" der Unternehmensstruktur, die einen massiven Stellenabbau nach sich ziehen wird. Insgesamt sollen weltweit 200 Stellen wegfallen, was die Belegschaft auf 850 bis Ende 2025 reduzieren wird. Besonders betroffen ist Deutschland; die Auswirkungen auf den Standort Thun werden derzeit ausgewertet. In der Schweiz beschäftigt Meyer Burger aktuell rund 130 Mitarbeitende, und es finden Gespräche zwischen der Geschäftsleitung und den Mitarbeitendenvertretungen statt.

Im Gegensatz dazu wird in den USA ein Anstieg der Mitarbeiterzahlen erwartet, um die Produktion im neu errichteten Werk in Goodyear vollständig auszuschöpfen.

Das Unternehmen strebt an, bis 2026 wieder profitabel zu sein. Im Rahmen des Restrukturierungsplans peilt Meyer Burger einen Umsatz zwischen 350 und 400 Millionen Franken an, sowie ein EBITDA im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Diese Prognosen basieren auf den bestehenden Produktionskapazitäten und langfristigen Verträgen mit Großkunden. Die Produktionsstandorte in Deutschland (Thalheim) und Goodyear (USA) sowie die Technologiefähigkeit in Hohenstein-Ernstthal sollen erhalten bleiben. Meyer Burger hatte zuvor für Aufsehen gesorgt, als es ankündigte, die Produktion in Deutschland teilweise einzustellen und sich mehr auf den US-Markt konzentrieren zu wollen.

Die neue, auf drei Mitglieder verkleinerte Geschäftsleitung hebt hervor, dass der Fokus zunächst auf der schnellen Rückkehr zur Profitabilität liegen soll. Daniel Menzel, der Chief Operating Officer (COO), wird zudem die Verkaufsleitung übernehmen, während Katja Tavernaro, Chief Sustainability Officer (CSO), sich um die rechtlichen und personalbezogenen Aspekte der Restrukturierung kümmert.

Zusätzlich prüft Meyer Burger den Verkauf von Technologien und Ausrüstungen an strategische Kunden in den Bereichen Solarzellenproduktion und Modultechnologie, um weitere Umsatzquellen zu erschließen.

Die finanzielle Stabilität soll außerdem durch den Verkauf von Solarmodulen aus den bestehenden Beständen und durch die Veräußertung weiterer Vermögenswerte unterstützt werden. Um die noch bestehende Finanzierungslücke zu schließen, werden derzeit verschiedene, nicht näher benannte Optionen in Betracht gezogen.