Technologie

Meyer Burger kämpft ums Überleben: So trotzen Schweizer Solarfirmen der Konkurrenz aus China

2024-09-21

Der Schweizer Solarzellen-Hersteller Meyer Burger befindet sich in einer ernsthaften Krise, was Fragen über die Zukunft der gesamten Solarbranche in der Schweiz aufwirft. Experten und Vertreter der Branche betonen jedoch, dass viele Schweizer Solarfirmen gut aufgestellt und wettbewerbsfähig sind.

Bund und Kantone setzen sich intensiv für den Ausbau der Solarenergie ein, was sich in vollem Auftragsbuch der Installationsfirmen und dem Rekordwachstum bei Solaranlagen widerspiegelt. Dennoch wird Meyer Burger von Goldman Sachs nicht mehr bewertet, und die Zürcher Kantonalbank sieht das Unternehmen als «uninvestierbar» an.

Stellt sich Meyer Burger, einst ein Pionier der Branche, als Vorreiter eines möglichen Rückgangs heraus? Es bleibt abzuwarten, ob die produzierenden Schweizer Unternehmen im Wettbewerb mit den günstigen chinesischen Modulen bestehen können.

David Stickelberger, stellvertretender Geschäftsführer des Verbands Swissolar, nennt zwei bedeutende Modulproduzenten, die in der Schweiz tätig sind: 3S und Megasol. „Beiden Unternehmen geht es gut“, sagt er. 3S hat zu Beginn dieses Jahres sogar seine Produktionskapazitäten erheblich erhöht.

Schweizer Unternehmen behaupten sich in der Nische

Megasol, unter der Leitung von Daniel Sägesser, hat eine eigene Produktionslinie in China, die vor allem Standardmodule liefert und eine jährliche Kapazität von 700 Megawatt hat. In der Schweiz produziert das Unternehmen in Deitingen 400 Megawatt pro Jahr – allerdings handelt es sich dabei um individuelle Lösungen, die auf die speziellen Anforderungen der Bauprojekte zugeschnitten sind.

Die meisten Schweizer Solarunternehmen streben nach Nischenprodukten, wie Léonore Häg von der Schweizerischen Energiestiftung erklärt. Diese Firmen bieten innovative Lösungen wie Solarziegel, Solarfaltdächer und maßgeschneiderte Module an.

Das Westschweizer Unternehmen Freesuns hat sich auf individuelle Solarziegel spezialisiert und spricht gezielt komplizierte Dachgeometrien an, bei denen herkömmliche Module nicht geeignet sind. CEO Patrick Imholz erklärt, dass es auch eine Nachfrage für Solarmodule gibt, die den klassischen Dachziegeln ähnlichsehen, um die ästhetische Integrität historischer Gebäude zu bewahren.

Wachsende Nachfrage nach individuellen Lösungen

Freesuns sieht sich selbst in einer „Nische der Nische“, indem es Angebote für denkmalgeschützte Gebäude schafft, wo Solarenergie zumindest unauffällig integriert werden muss. Das Unternehmen profitiert von günstigen Produktionskosten in China, dennoch sind die Endprodukte teurer, da Kunden bereit sind, diesen Preis wegen des ästhetischen Mehrwerts zu zahlen. Freesuns plant, von der Westschweiz in die gesamte Schweiz zu expandieren.

Chinesische Konkurrenz in der Nische unwahrscheinlich

Experten glauben nicht, dass China in der Nische der individuellen Solarmodule Fuß fassen kann, da diese nicht massenhaft und uniform produziert werden können. Stickelberger hebt hervor, dass die Nähe zum Kunden für Probenahmen und innovative Entwicklungen entscheidend ist.

Allerdings hat sich auch der Markt für individuelle Lösungen abgekühlt, was Imholz bestätigt: „Die letzten zwei Jahre waren ausgezeichnet, unterstützt durch die unsichere geopolitische Lage und hohe Strompreise. Jetzt hat die Nachfrage jedoch auf ein normales Niveau zurückgekehrt.“

Ein weiteres Hemmnis sieht Stickelberger im Fachkräftemangel – die Solarbranche benötigt eine Verdopplung der bestehenden 10'000 Vollzeitstellen, um die Energiewende rechtzeitig zu vollziehen.

Die Politik hat das Sagen

Letztlich hängt das Wachstum der Solarbranche auch von der politischen Unterstützung ab. Imholz betont: „Das Interesse an Solaranlagen ist weiterhin vorhanden. Die Entscheidung, ob man Investitionen tätigt, hängt stark von den Preisen sowie Fördermitteln ab, die entscheidend für die Rentabilität sind.

Daniel Sägesser von Megasol bleibt optimistisch: „Wenn wir es schaffen, weiterhin durch Innovationen aufzufallen, bleibt auch die Produktion von PV-Modulen für den europäischen Markt in der Schweiz möglich.“ Die Kunden seien bereit, einen fairen Preis für innovationsstarke Produkte zu zahlen. Daher bedarf es jedoch, die Forschungsinfrastruktur in der Schweiz zu erhalten und auszubauen, damit die Branche stark bleibt.