K Kaufrausch beendet: Schweizer Firmen setzen auf Schlankheitskur – die wahren Gründe
2025-01-28
Autor: Emma
Nach Jahren des ungebremsten Wachstums und der Auslandserweiterungen besinnen sich viele Schweizer Unternehmen wieder auf ihre Kernkompetenzen. In einer Zeit wirtschaftlicher Unsicherheit und geopolitischer Spannungen, insbesondere im Zusammenhang mit den Nachwirkungen von Donald Trumps Präsidentschaft, ziehen Unternehmen Bilanz und misten kräftig aus.
Lange Zeit war die Einkaufstour das Motto diverser Unternehmen wie Migros und Lonza. Profitieren von niedrigen Zinsen und der Vision, sich durch Akquisitionen breiter aufzustellen, erwarben Firmeninvestoren zahlreiche Marken und Tochtergesellschaften. Migros beispielsweise erlebte einen regelrechten Kaufrausch, bei dem Unternehmen wie Mibelle und Melectronics hinzugekauft wurden. Doch viele dieser Übernahmen brachten nicht den erhofften Erfolg und führten zu einer Belastung des eigentlichen Kerngeschäfts. Mit dem Wechsel in der Unternehmensführung und Strategiewechsel hat Migros nun entschieden, sich wieder auf das Supermarktgeschäft zu konzentrieren.
Doch Migros ist beileibe nicht das einzige Unternehmen, das dem Trend folgt. Lonza-CEO Wolfgang Wienand ist seit Dezember aktiv auf der Suche nach einem Käufer für das Capsugel-Geschäft und plant, sich wieder stärker auf die Auftragsfertigung für die Pharmaindustrie zu konzentrieren. Gleichzeitig beabsichtigt Ypsomed, sein Diabetes-Geschäft abzustoßen, um sich auf den wachsenden Markt für Injektions-Pens zu konzentrieren.
Der Lebensmittelgigant Nestlé verfolgt ebenfalls eine Rückkehr zu seinen Wurzeln. Unter der Führung des neuen CEOs Laurent Freixe legt das Unternehmen den Fokus wieder auf führende Marken wie Nescafé und KitKat. Diese Rückbesinnung soll das Unternehmen stabilisieren und erfolgreicher machen.
Die Wirtschaftslage zwingt Unternehmen zur Besinnung
Die aktuellen Marktentwicklungen zwingen Unternehmen dazu, viel sorgsamer mit ihrem Kapital umzugehen. „Firmen müssen strategischer investieren und ihre Ausgaben überdenken“, erklärt der Management-Professor Stefan Michel der „Handelszeitung“. Die Ursachen für den Shift hin zu mehr Vorsicht sind vielfältig: Inflation, eine Zinswende und eine zunehmend unsichere politische Lage tragen ihren Teil dazu bei. Der starke Schweizer Franken hat zudem viele Produkte im Ausland verteuert, was die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen beeinträchtigt. „Unternehmen müssen nun sehr genau analysieren, wo sie wirklich mithalten können“, so Michel weiter.
Vergleiche mit ABB sind aufschlussreich: Das Unternehmen gab einst 11 Milliarden Dollar für Übernahmen aus und wurde dafür an der Börse abgestraft. Seither hat es zahlreiche Veräußern hinter sich und verzeichnet nun einen stabilen Kursverlauf.
Was kommt nach Trump?
Die jahrelange Expansionslust wurde durch niedrige Zinsen befeuert; entscheidend war jedoch auch die Ungewissheit über die zukünftigen wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse, insbesondere welche Auswirkungen die Trump-Ära auf den internationalen Handel haben wird. Derzeit sind Unternehmen vorsichtiger in ihrer Investitionspolitik und halten größere Projekte zurück. „Es bleibt abzuwarten, wie lange dieser Trend anhält. Erwartet wird, dass mit einer Stabilisierung der Lage auch wieder experimentierfreudigere Ansätze auf den Tisch kommen“, meint Michel abschließend.