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Israel: Was der Angriff in Beirut für den Krieg mit dem Hizbullah bedeutet – Eine gefährliche Eskalation?

2024-09-21

Die Spannungen zwischen Israel und dem Hizbullah erreichen erneut einen kritischen Punkt. In Olgas Dorf Avdon, nur dreieinhalb Kilometer von der libanesischen Grenze entfernt, scheint es zwar friedlich zu sein, doch die Realität sieht anders aus. Die Hizbullah hat in den vergangenen Monaten fast täglich Raketen auf israelisches Territorium abgefeuert, was die Anwohner in ständige Alarmbereitschaft versetzt.

Am Samstagmorgen folgte dann der israelische Luftangriff auf ein Wohnhaus in Dahiye, einem der Brennpunkte des Hizbullah in Beirut. Israelischen Berichten zufolge wurden mehrere hochrangige Militärführer der schiitischen Miliz, darunter Ibrahim Akil, der Kommandeur der Radwan-Eliteeinheiten, getötet. Ahmed Wahbi, zuständig für die Ausbildung neuer Kämpfer, war ebenfalls unter den Opfern. Dieser präventive Schlag könnte die militärischen Kapazitäten des Hizbullah erheblich schwächen und die ohnehin angespannte Lage an der Grenze weiter destabilisieren.

Die Tötung von Akil wird als vergleichbar mit dem Angriff auf Fuad Shukr Ende Juli angesehen, ein weiterer bedeutender Schlag gegen die Führung des Hizbullah. Hanin Ghaddar, eine Expertin für den Hizbullah, erklärt, dass die Miliz ohne effektive Kommunikation und militärische Führung Schwierigkeiten haben wird, weiterhin koordinierte Operationen durchzuführen.

Während Israel anscheinend entschlossen ist, den militärischen Druck auf den Hizbullah zu erhöhen, bleibt die Frage, ob es zu einem großflächigen Krieg kommen wird. In einer neuen Phase des Konflikts hat Verteidigungsminister Yoav Gallant deutlich gemacht, dass der Hizbullah im Fokus steht und Ressourcen von anderen Konfliktgebieten abgezogen werden, um die Fronten klar zu trennen.

Nach Expertenmeinung scheint Israel bereit, einen riskanten Kurs zu fahren: eine Eskalation, die allerdings einen umfassenden Krieg vermeiden soll. Gallant betonte, dass Israels Ziel die sichere Rückkehr der Bewohner nördlich der Grenze sei. Gleichzeitig wurde klargestellt, dass die IDF nicht auf eine vollständige Eskalation aus ist.

Experten sind sich einig: Eine Vernichtungsschlacht könnte durch eine unbedachte Reaktion des Hizbullah ausgelöst werden. Diese dürften daraufhin gezwungen sein, in die Offensive zu gehen, um ihr Gesicht zu wahren. Doch beide Seiten zeigen kein echtes Interesse an einem großen Krieg, was die Situation noch weiter kompliziert. In einem nahezu gesättigten Konflikt könnte jede kleine Provokation die Zündschnur sein.

Bereits jetzt verspürt die Zivilbevölkerung in den Grenzdörfern die Auswirkungen der eskalierenden Feindseligkeiten. Olga Yifrah aus Avdon ist pessimistisch und erklärt: "Wir erwarten hier immer Angriffe – wahrscheinlich das nächste Mal mit mehr Raketen. Nichts hat sich verändert." Die Unsicherheit und die Angst vor dem nächsten großen Knall sind omnipräsent. Der Verlauf der kommenden Tage und Wochen wird entscheidend dafür sein, ob diese Spannungen in offenen Krieg umschlagen werden oder nicht.