
Gürtelrose-Impfung: Ein unerwarteter Beschützer gegen Demenz?
2025-04-02
Autor: Alina
Eine bahnbrechende Studie zeigt, dass die Gürtelrose-Impfung nicht nur vor der schmerzhaften Virusinfektion schützt, sondern auch signifikant das Demenzrisiko bei älteren Menschen senkt. Geimpfte Senioren erkranken rund 20 Prozent seltener an Demenz als ihre ungeimpften Altersgenossen, wobei dieser Schutz insbesondere bei Frauen ausgeprägt ist. Die genauen Mechanismen, wie die Impfung gegen das Varicella-Zoster-Virus auch vor Demenz schützt, bleiben jedoch noch rätselhaft.
Das Varicella-Zoster-Virus (VZV), ein Herpesvirus, verursacht bei der Erstinfektion Windpocken und bleibt nach der Infektion in einer ruhenden Form im Körper. Im Alter oder bei geschwächtem Immunsystem kann es wieder aktiv werden und zu Gürtelrose führen, die durch einen schmerzhaften Hautausschlag und Komplikationen wie Lähmungen gekennzeichnet ist. Daher wird die Impfung gegen Gürtelrose für Menschen ab 60 Jahren empfohlen und ist in Deutschland eine Kassenleistung.
Ein möglicher Zusammenhang zwischen Gürtelrose und Demenz wird seit längerem vermutet. Forscher stellen fest, dass Herpesviren in den Gehirnen von Alzheimer-Patienten vorkommen und frühere epidemiologische Studien deuten auf ein verringertes Demenzrisiko bei geimpften Senioren hin.
Die neueste Studie, die als "natürliches Experiment" gilt, analysierte Daten aus einem Impfprogramm in Wales, das im September 2013 startete. In diesem Programm wurden nur Personen unter 80 Jahren geimpft. Forscher verglichen die Demenzraten von Senioren, die kurz vor ihrem 80. Geburtstag nicht geimpft wurden, mit denen, die unmittelbar nach ihrem 80. Geburtstag geimpft wurden. Die Ergebnisse bestätigten einen signifikanten Unterschied im Demenzrisiko: Die Geimpften hatten ein 20 Prozent niedrigeres Risiko, an Demenz zu erkranken.
Das Team, angeführt von Pascal Geldsetzer und Markus Eyting, erweiterte die Analyse auf Gesundheitsdaten aus Ländern wie England, Australien, Neuseeland und Kanada, wo ähnliche Impfprogramme durchgeführt wurden. Auch in diesen Ländern zeigten die Ergebnisse eine Schutzwirkung der Gürtelrose-Impfung gegen Demenz. Überrascht waren die Wissenschaftler von der stärkeren Wirkung bei Frauen, was möglicherweise auf Unterschiede in der Immunantwort der Geschlechter zurückzuführen ist.
Die Studie liefert starke Indizien, dass die Gürtelrose-Impfung nicht nur vor einer schmerzhaften Erkrankung schützt, sondern auch das Risiko für Demenz signifikant senkt. Die Forscher betonen, dass die Impfung ein kostengünstiger und effektiver Ansatz zur Vorbeugung von Demenz darstellen könnte, wenn die Ergebnisse kausal sind.
Warum genau die Impfung so wirkt, ist noch unklar. Es wird vermutet, dass das Virus Autoimmunreaktionen auslösen könnte oder dass die latente Präsenz des Virus chronische Entzündungen im Nervensystem begünstigt, die wiederum neurodegenerative Prozesse fördern. Künftige Studien werden notwendig sein, um diese Mechanismen besser zu verstehen und um die Rolle der Gürtelrose-Impfung als präventive Maßnahme gegen Demenz weiter zu untersuchen.