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Die unvorstellbaren Qualen der Mütter von Kriegsgefangenen – die erschütternde Rückkehr eines Sohnes

2024-09-28

Milana, eine 56-jährige Ärztin aus der Ukraine, hat in den letzten zweieinhalb Jahren ihr ganzes Leben für die Rückkehr ihres Sohnes Jurij (23) geopfert. Am 14. September war es schließlich soweit: Nach langem Warten durfte sie ihren Sohn in die Arme schließen, doch das Wiedersehen war alles andere als emotional und euphorisch. Statt freudiger Tränen blickte Jurij durch ihre Augen hindurch, seine Seele schien verloren. "Ich hatte solche Angst. Ich umarmte ihn, aber mein Sohn war nicht da", erinnerte sich Milana.

Die erschreckende Wahrheit hinter Jurijs Rückkehr ist die grausame Realität der Haftbedingungen in den russischen Straflagern, insbesondere im berüchtigten Lager Nummer zehn in Mordwinien, das für seine unmenschlichen Verhältnisse bekannt ist. Folter, Mangelernährung und seelische Qualen sind dort an der Tagesordnung. Mütter von Kriegsgefangenen, darunter auch Milana, mussten sich trotz ihrer Hoffnungen und Träume auf ein freudiges Wiedersehen auf die emotionalen Auswirkungen der Gefangenschaft vorbereiten.

Psychiatrische Fachkräfte rieten Milana: "Sprechen Sie nicht darüber, was ihm widerfahren ist. Lassen Sie ihn selbst entscheiden, was und wann er erzählen möchte." Dies ist ein schmerzhafter, aber notwendiger Prozess für die psychische Gesundheit der Rückkehrer. Viele Rückkehrer sind so tief traumatisiert, dass sie nicht in der Lage sind, über ihre Erfahrungen zu sprechen. Dies war bei Jurij keine Ausnahme.

Milana erinnerte sich tagtäglich an ihren Sohn, während sie russische Online-Kanäle durchforstete und verzweifelt nach Informationen über ihn suchte. "Es gab so viele Misshandlungen. Genauso wie die Angst um das Leben meines Kindes. Einem Soldaten wurde der Kopf abgetrennt, einem anderen wurde etwas Schreckliches angetan. Ich hatte Angst zu wissen, dass auch Jurij leiden könnte."

Am 20. Januar 2023 fand sie endlich ein Video von Jurij aus einem Straflager in Rjasan. Er wirkte so verwundbar, und Milana schaltete sofort in den "Übermutter-Modus". Ihre Hartnäckigkeit führte dazu, dass sie Briefe an Abgeordnete, das Internationale Rote Kreuz und andere Organisationen schrieb, um auf das Schicksal der Kriegsgefangenen aufmerksam zu machen.

Über Mordwinien, wo Jurij inhaftiert war, sagte Milana: "Es heißt nicht umsonst Mord-owien. Viele Menschen überlebten diese Lager nicht." Die traumatischen Berichte von Insassen sind erschreckend. Wie im Fall von Jurij, der durch Standstrafen und unvorstellbare Misshandlungen erheblich abgenommen hat — von 100 Kilo auf nur 50. Seine Rückkehr in die Freiheit könnte der Anfang eines langen Heilungsprozesses sein.

Nach seiner Rückkehr wurde Jurij in eine Intensivstation in Kiew verlegt. Vier Tage lang sprach er kein Wort und blieb in einer emotionalen Starre. Die Ärzte waren besorgt, dass es lange dauern könnte, bis er spricht. Schließlich, sieben Stunden nach seiner Ankunft, öffnete er den Mund und sagte einfach "Hallo".

Milana weiß, dass die Rehabilitation eine lange und schwierige Reise sein wird, während sie jeden Morgen zur Arbeit an seine Genesung blickt. "Es ist eine Euphorie, jeden Morgen, nur Euphorie", bemerkte sie strahlend, aber auch mit einer tiefen Traurigkeit für die anderen Mütter im Hintergrund, deren Söhne noch in Gefangenschaft sind.

Der Winter steht vor der Tür, und die schreckliche Realität in den Gefängnissen könnte einige der Gefangenen das Leben kosten. Über 800 Soldaten der 36. Marinebrigade wissen nicht, ob sie die Kälte im Gefängnis überleben werden. Milana ist entschlossen, für ihren Sohn und die anderen Mütter zu kämpfen, damit es mehr Gefangenenaustausche gibt. Das Schicksal dieser Kriegsgefangenen ist eine Geschichte voller Schmerz und Hoffnung, die die Welt nicht ignorieren darf.