Unterhaltung

ZFF hält am umstrittenen Film «Russians At War» fest – zu recht?

2024-09-22

Die Debatte über den umstrittenen Film «Russians At War» von Regisseurin Anastasia Trofimova entfaltet sich mit vollem Nachdruck. Die Frage, die sich vielen stellt, ist, wie sie es geschafft hat, undercover an der Front zu drehen und dabei über sieben Monate lang auf russisch besetztem Territorium in der Ukraine ein Bataillon zu begleiten. Trofimova selbst erklärt dazu: «Ich fahre auf eigenes Risiko ohne Erlaubnis des Verteidigungsministeriums. Ein bisschen in geheimer Mission.»

Kritik kommt von verschiedenen Seiten, insbesondere von Dokumentarfilmern und Journalisten im Exil. Vitalij Manskij, ein im Exil lebender Moskauer Dokumentarfilmer, wirft Trofimova vor, nicht glaubwürdig zu sein. Er verweist darauf, dass es gefährlich sei, in Russland zu drehen, wenn selbst seine Mitarbeiter in Moskau sofort von der Polizei festgenommen werden. „Hier indes fährt jemand vier Mal ins Kriegsgebiet und hält sich dort sieben Monate auf – also wen will man denn hier zum Idioten machen?“, sagt er.

Es wird vermutet, dass Trofimova möglicherweise durch ihre Verbindungen zum Propaganda-Sender «Russia Today» Unterstützung beim Dreh in der Ukraine erhalten hat. Ihre Geschichten und Bilder können von vielen als propagandistisch wahrgenommen werden, was das Vertrauen in den Film weiter untergräbt, insbesondere unter Exilrussen und Ukrainern.

Im Film wird auch die Begegnung zwischen Trofimova und Ilja dokumentiert, einem Ukrainer aus dem Donbas, der zu ihrem Hauptprotagonisten wird. Ilja erzählt, dass er alles verloren hat, als der Krieg im Donbas begann, wobei seine Erzählung die russische Narrative über den Konflikt widerspiegelt, die die Rolle russischer Spezialeinheiten leugnet.

Der Film selbst zeigt ein selektives Bild der Soldaten: Keine mobilisierten Menschen, die gegen ihren Willen in den Krieg ziehen, keine Wagner-Kämpfer, und keine Erwähnung von Kriegsverbrechen. Stattdessen werden die Soldaten als einfache Männer dargestellt, die für Geld kämpfen oder durch Patriotismus motiviert sind.

„Dieser Film ist nicht gegen den Krieg, er ist vielmehr ein Teil des Krieges und reiht sich auf einer bestimmten Seite ein“, erklärt Anton Dolin, ein Filmkritiker aus Moskau im Exil. Eine interessante Frage bleibt, wie die Regisseurin tatsächlich die Erlaubnis erhalten hat zu drehen und ob diejenigen, die sie als Soldaten zeigt, tatsächlich auch Soldaten sind oder möglicherweise Schauspieler.

An der Front fliessen viele Tränen um gefallene Kameraden. Witze, Schwangerschaften und Hochzeiten werden erwähnt, jedoch bleibt die Frage, warum die Soldaten kämpfen, oft unbeantwortet. Der Film zeigt jedoch nicht die Gewalt, die sie ausüben.

Die Darstellung des Krieges wird durch eine romantische Linse betrachtet, wo die Soldaten als „ganz normale, einfache Menschen“ dargestellt werden, die die Zuschauer in empathische Zustände versetzen sollen. Doch auch kritischere Stimmen bemerken, dass eine der Figuren das zerbrochene Band zwischen den Russen und Ukrainern thematisiert. Er beklagt, dass die Nationalisten im Westen das gemeinsame Erbe zerstört und sowjetische Heldendenkmäler abgebaut haben. Dieser emotional aufgeladene Kommentar bleibt unkommentiert im Film, was einige als subtile Propaganda interpretieren.