Nation

Der Waldrapp in der Schweiz: Ein sicherer Bruterfolg oder eine verlorene Zukunft?

2025-09-19

Autor: Lukas

Ein unerwartetes Comeback in Vaulruz und Rümlang

In der Gewerbezone von Vaulruz im Kanton Freiburg hat sich ein Waldrapp-Paar niedergelassen und ein Nest in einer Fensternische errichtet. Im Juni schlüpften dort gleich drei Kücken, während in Rümlang, Zürich, ebenfalls ein erfolgreiches Waldrappen-Brutpaar gesichtet wurde. Dies war das erste Mal seit über 400 Jahren, dass diese faszinierenden Vögel in der Schweiz brüteten.

Das Waldrappteam: Pioniere der Artenrettung

Initiator des Projekts ist der österreichische Biologe Johannes Fritz. Seit über 20 Jahren zieht er Waldrappkücken aus Zoos auf und bringt ihnen bei, mit einem Hängegleiter die Wegstrecke zu ihren Wintergebieten in Italien zu erlernen. Betriebswirtschaftliche Zielsetzung: Die Rückkehr des Waldrapps als Zugvogel nach Europa. Fritz ist überzeugt: "Das nördliche Alpenvorland ist das beste Brutgebiet für Waldrappe in Europa!"

Die Vision der Wiederansiedlung

Fritz plant, in der Schweiz eine Waldrapp-Kolonie zu gründen, da das Land ideal für die Vogelart sei. Er erklärt: "Es macht keinen Sinn, die Schweiz von einer gesamteuropäischen Rückkehr des Waldrapps auszuschließen." Ein Gesuch zur Ansiedlung wurde beim Bundesamt für Umwelt (Bafu) eingereicht.

Das Bafu sagt Nein: Offene Fragen bleiben

Die Antwort des Bafu war jedoch klar: Eine Ansiedlung des Waldrapps in der Schweiz stehe nicht zur Debatte. Man müsse zunächst klären, ob ausreichender Lebensraum für die Art vorhanden sei und ob sie hier langfristig überleben könne. Diese Haltung steht im Einklang mit dem internationalen Zugvogel-Abkommen AEWA, das eine Wiederansiedlung in Westeuropa nicht vorsieht.

Kritik von Birdlife Schweiz: Utopie oder Risiko?

Auch die Vogelschutzorganisation Birdlife Schweiz ist skeptisch. Geschäftsführer Raffael Ayé warnt vor einer rückwärtsgewandten Haltung: "Wir können die Zeit nicht um 400 Jahre zurückdrehen. Die heutigen Lebensräume in Mitteleuropa sind ungewiss."

Eine Chance für den Waldrapp?

Johannes Fritz widerspricht, indem er betont, der Waldrapp sei eine Art, die gut mit menschlich gestalteten Lebensräumen zurechtkomme. "Offene Wiesen und Weiden sind für ihn ideal, und die haben wir in der Schweiz reichlich."

Zukunftsperspektiven: Ein hohes Risiko oder Hoffnung auf Erfolg?

Ayé sieht das Projekt als "Hochrisikoprojekt", bei dem viel investiert wird, ohne zu wissen, ob eine stabil überlebensfähige Population entstehen kann. Fritz hingegen ist optimistisch und glaubt, dass man in zwei bis drei Jahren die kritische Zahl von 330 Tieren erreichen kann – unumgänglich, um eine eigenständige Population zu gewährleisten. Dennoch ist er sich bewusst, dass es weiterhin Unterstützung für die neu angesiedelten Tiere braucht.