Unterhaltung

Die bewegte Welt des Dirigenten Herbert Blomstedt: „Ich verabscheue den Gedanken, Tiere zu essen“

2025-09-18

Autor: Lara

Am Bild eines stillen Sees in Bengtstorp, einem charmanten schwedischen Dorf, entfaltet sich das Leben von Herbert Blomstedt, dem ältesten Dirigenten der Welt. Hier verbringt er seine Sommer, umgeben von Familie und der Natur, während sein Geist in der Musik schwingt.

Blomstedt, der von Luzern nach Schweden gezogen ist, führt ein Leben voller Musik und Leidenschaft. Oft reist er für Konzerte in Leipzig, Japan oder Berlin, wo er mit großem Enthusiasmus Werke von Bruckner und Beethoven dirigiert. Trotz seines hohen Alters, mit beinahe hundert Jahren, bleibt seine Begeisterung für klassische Musik unverändert.

In seiner Wohnung in Göteborg, nur einen Katzensprung von der legendären Konzerthalle entfernt, lässt sich seine Liebe zu Büchern und Musik erahnen. Die Wände sind gesäumt von eindrucksvollen Ausgaben, darunter siebzig Bibeln, die eine zentrale Rolle in seinem Leben spielen. Diese Leidenschaft zieht sich wie ein roter Faden durch seine Erziehung als Sohn eines Adventistenpastors und einer Pianistin.

Ein Leben für die Musik und die Bücher

Blomstedt zeigt uns sein kleines Studio, voller Bücher, in dem er konzentriert studiert. Seine neueste Herausforderung: die 5. Sinfonie von Sibelius. Obwohl er sich selbst als langsamen Lerner beschreibt, strebt er stets nach Perfektion und Detailgenauigkeit.

Seine Tochter Kristina, die mit ihrem Mann eine Brauerei betreibt, hat ein köstliches Lebensmittel zubereitet. Doch die Blomstedts trinken keinen Alkohol und sind Vegetarier – ein Lebensstil, den Blomstedt vehement verteidigt: „Ich hasse die Vorstellung, Tiere zu essen.“

Ein Denker und ein Motivator

Trotz seines Einflusses und seines Alters ist Blomstedt kein Diktator. Er sieht sich als Ermöglicher, der die Geheimnisse der Musik vermittelt. „Musiker sind Engel,“ sagt er, „Vermittler von etwas Großem, das ich nur erahnen kann.“ Seine Bescheidenheit und Demut sind bewundernswert.

Die Gespräche mit ihm entwickeln sich zu einer Reise durch seine persönliche Bibliothek, jede Geschichte hat eine große Bedeutung. Blomstedt, der schon als Kind Bücher verschlang, hat eine beeindruckende Sammlung aufgebaut. Seine ehrgeizige Natur führt dazu, dass er sich ständig mit Literatur und Kultur umgibt, um die komplexen Gedanken seiner Musiker nachzuvollziehen.

Ein Blick in die Zukunft

Cecilia, seine Tochter, ist auch seine wichtigste gesundheitliche Unterstützung. Blomstedt hat einige gesundheitliche Rückschläge überwunden, wie eine Ohrentzündung, die ihn in Boston plagte. Dennoch bleibt er optimistisch und hat den Wunsch, 120 Jahre alt zu werden.

In den nächsten Jahren plant er, große Werke zu dirigieren, eingeschlossen Mendelssohns Lobgesang, während er auf seinen runden Geburtstag im Jahr 2027 hinarbeitet.

Seine Bücher – seine Freunde

Blomstedts Bücher sind nicht nur Quellen des Wissens, sie sind auch seine engsten Freunde. Mit einer unerschöpflichen Begeisterung erzählt er die Geschichten hinter den Büchern, die sein Leben geprägt haben. Seine riesige Sammlung, die er über die Jahre zusammengestellt hat, ist ein lebendiges Kunstwerk, das Wissen und Inspiration verbindet.

Und während er den Zahnarzttermin mit seiner Tochter Cecilia antritt, wird uns klar, dass Altwerden mit Herbert Blomstedt eine ganz andere Dimension annimmt – eine voller Weisheit, Musik und unablässigen Wissensdrangs.