Der Asteroid Phaethon, der seit seiner Entdeckung im Jahr 1983 das Rätselraten unter Wissenschaftlern angeheizt hat, zeigt ein Verhalten, das überraschend kometenähnlich ist. Jedes Jahr im Dezember passiert die Erde den sogenannten Geminiden-Strom, einen der spektakulärsten Meteorströme, der sich aus einer Staubspur speist, die ursprünglich von Phaethon stammt. Im Gegensatz zu den meisten Asteroiden, die hauptsächlich aus Stein und Metall bestehen, lässt Phaethon Forscher rätseln, da bei seiner Annäherung an die Sonne keine typischen Staubwolken entstehen, die gewöhnlich von Kometen freigesetzt werden.

Ein Forschungsteam unter der Leitung von Martin Suttle von der Open University hat jetzt herausgefunden, dass Phaethon trotz seiner hohen Temperaturen von bis zu 730 Grad Celsius, die normalerweise eine gasförmige Entwicklung der Oberflächenmaterialien zur Folge haben sollten, erstaunlicherweise nur geringe Mengen an Schwefelgasen freisetzt. Diese Entdeckung deutet darauf hin, dass der Asteroid innerlich noch genug volatile Stoffe hat, um bei jeder Annäherung an die Sonne eine kometenähnliche Aktivität zu zeigen. Suttle und sein Team simulierten die täglichen Temperaturzyklen von Phaethon, um besser zu verstehen, was im Inneren des Himmelskörpers geschieht.

Die Forscher glauben, dass im Inneren Phaethons Eisensulfidminerale mit steigender Temperatur zerfallen und Gase freisetzen, die aufgrund der relativ undurchlässigen Oberflächenschichten nicht sofort entweichen können. Dies könnte erklären, warum Phaethon nicht wie andere Asteroiden agiert und dennoch ein gewisses Maß an Gas freisetzt, wenn er sich der Sonne nähert. Während der schnellen Rotationsbewegung des Asteroiden, die sich alle vier Stunden vollzieht, kühlen die darunter liegenden Schichten ab, was zur Rückreaktion einiger Gase und zur Bildung neuer Verbindungen beitragen könnte.

Bedeutend für zukünftige Forschungen könnte die Frage sein, wie viele solcher Atmosphärenbildungen es im Sonnensystem gibt und welche Implikationen dies für unsere Vorstellung von Asteroiden hat. Phaethon könnte demnach nicht nur ein gewöhnlicher Asteroid sein, sondern ein Schlüssel zu Verständnis der Dynamiken in unserem Sonnensystem. Austausch von Material zwischen Asteroiden und Kometen könnte ebenso untersucht werden, um weitere Geheimnisse über die Entstehung und Entwicklung dieser Himmelskörper zu entschlüsseln.

Die Verbindung zwischen Phaethon und dem Geminiden-Strom könnte sich also als noch komplexer herausstellen als bisher angenommen. Suttle vermutet, dass Phaethon in der Vergangenheit große Mengen an Staub ausgestoßen haben könnte, die zur Entstehung des Geminiden-Stroms führten. Dies zeigt, dass der Asteroid nicht nur ein hochinteressantes Studienobjekt ist, sondern auch ein Fenster zu vielen unbekannten Aspekten der Astrophysik und der Entstehung meteorologischer Phänomene.