Welt

Carlo Acutis - Der "Influencer Gottes" und seine umstrittene Heiligsprechung

2025-09-07

Autor: Louis

Der Junge, der die Welt veränderte

Carlo Acutis, ein strahlender Stern am Himmel des Glaubens, starb im zarten Alter von 15 Jahren an einer aggressiven Leukämie. Seine Mutter, Antonia Salzano Acutis, beschreibt ihn als ein fröhliches, gehorsames und großzügiges Kind, das sein Taschengeld für Obdachlose spendete und seine Spielsachen verschenkte. Ein engagiertes Kindsglück, das auch eine Passion für Informatik entwickelte.

Er entfaltete seine Talente, indem er eine eigene Website kreierte, um den römisch-katholischen Glauben online zu verbreiten. "Carlo ist ein Vorbild für mich. Sein Leben spornt mich an, mein eigenes zu verbessern", erklärt seine Mutter, während sie sich an die beeindruckende Mission ihres Sohnes erinnert.

Die digitale Erbschaft: Hostienwunder

Aber Carlos Glaube war nicht nur modern, er war zutiefst traditionell. Im Zentrum seiner Frömmigkeit stand die Hostienverehrung – ein zentraler Bestandteil der römisch-katholischen Messe. Schon 2002 begann er mit der Erstellung einer Sammlung von über 130 Hostienwundern, die er online veröffentlichte. Diese digitale Ausstellung sollte die Gläubigen über Wundertaten informieren.

Schattige Geschichten hinter den Wundern

Doch die Geschichten sind nicht nur schlicht wundersam. Ein Beispiel aus der Schweiz – das Hostienwunder von Ettiswil – wirft Fragen auf. Der zufolge stahl eine "gewisse Anna Vögtlin" die Hostie, und die Legende besagt, sie sei als Hexe verbrannt worden. Solche Erzählungen wurden oft als Vorwand genutzt, um Menschen zu verfolgen, insbesondere Juden.

Ein vernachlässigter historischen Kontext

Laut dem Jesuiten Christian Rutishauser sind viele von Acutis' Wundergeschichten Teil eines geschichtlichen Antijudaismus. "Die Sammlung blendet die Verfolgungen aus und verfehlt eine kritische Auseinandersetzung mit ihrem Kontext", behauptet Rutishauser. Es sei ein wichtiger gesellschaftlicher Auftrag der Kirche, die Gläubigen über diese komplexen Zusammenhänge aufzuklären.

Der Aufruf zur Verantwortung

Zusammenfassend bleibt auch nach Carlos Tod eine wichtige Herausforderung für die Kirche bestehen: Die Aufklärung der Gläubigen über die historischen Hintergründe dieser Erzählungen. Es ist nicht nur die Überlieferung des Glaubens, sondern auch die Verantwortung, die alten Wunden der Vergangenheit nicht zu ignorieren.