Technologie

Abchasien im Krypto-Wahn: Ein gefährlicher Balanceakt zwischen Boom und Bedrohung

2025-01-19

Autor: Laura

Die Welt der Kryptowährungen erlebt derzeit einen rasanten Aufschwung. Besonders attraktiv für das energieintensive "Schürfen" sind Regionen mit niedrigen Strompreisen, wie es in der Konfliktregion Abchasien der Fall ist. Diese Abhängigkeit von digitalen Währungen bringt jedoch ernsthafte Herausforderungen für die Region.

Der Einfluss von Donald Trumps Wahlsieg auf den Kryptomarkt war unübersehbar. Auf einer Konferenz in Abu Dhabi kündigte sein Sohn Eric an, die Krypto-Industrie maßgeblich voranzutreiben und stellte gleichzeitig die Plattform World Liberty Financial vor. Dies geschah zeitgleich mit einem dramatischen Preisanstieg des Bitcoin, der vor wenigen Wochen die Marke von 100.000 US-Dollar überschritt.

Die zunehmenden Gewinne aus dem Kryptomining machen diese Praxis in Orten wie Abchasien besonders verlockend. Um die begehrten virtuellen Münzen zu generieren, benötigen Miner spezielle Hardware und Software, die jedoch beträchtliche Energiemengen verbrauchen. In Abchasien sind die Bedingungen für das Mining optimal, da viele Nutzer keine oder nur geringe Stromkosten zu tragen haben.

Abchasien, das am Schwarzen Meer liegt und von vielen Ländern nicht anerkannt wird, strebt nach Unabhängigkeit und hatte 2017 Pläne zur Einführung einer eigenen Kryptowährung, der "Abkhasia Republic Coin", angekündigt. Diese Bestrebungen spiegeln die Ambitionen wider, durch internationale Investitionen im unregulierten Finanzmarkt von den Nachbarländern wie Russland zu profitieren.

Ein Faktor, der das Krypto-Mining fördert, ist die Verfügbarkeit von billigem Strom aus Wasserkraftwerken, insbesondere vom Enguri-Staudamm, der die Grenze zwischen Abchasien und Georgien überquert. Tatsächlich ist das Wasserkraftwerk seit den 1970er-Jahren nicht grundlegend modernisiert worden und hat strukturelle Mängel, die bald zu ernsthaften Problemen führen dürften.

Die Abhängigkeit von subventioniertem Strom aus Russland könnte bald enden. Seit dem 1. September verlangt Russland marktorientierte Preise für den Strom und hat zudem Kürzungen bei den finanziellen Zuwendungen an Abchasien vorgenommen. Der Wegfall von Exportmöglichkeiten, wie dem Verbot der Mandarinenexporte, beleuchtet die prekäre wirtschaftliche Lage der Region.

Zur Zeit leidet die abchasische Bevölkerung unter gravierenden Stromausfällen, die über die Feiertage zu nur fünf Stunden Strom pro Tag führten. Bildungseinrichtungen und Gesundheitseinrichtungen sind übermäßig belastet, da sie auf Notstromaggregate zurückgreifen müssen.

Die Notlage wird noch verstärkt durch den Drain an Ressourcen und die Frustration der Bürger. Am 25. Februar werden Wahlen anstehen, und der Vorwurf, dass Krypto-Mining zur Obsession geworden ist, könnte die politische Stabilität weiter gefährden. Der Journalist Inal Chaschig ruft dazu auf, mehr als nur kurzfristige Gewinne zu betrachten - er fordert eine langfristige Lösung für die existenzielle Energiekrise. Die politischen Auseinandersetzungen spitzen sich zu, und die Frage bleibt: Werden die Wähler einen Weg zur Stabilität und Erneuerung der Energieinfrastruktur wählen oder den Krypto-Markt weiter ankurbeln, der möglicherweise in eine Katastrophe führen könnte?