Wissenschaft

Wissenschaft: Russlands Ausscheiden aus CERN gefährdet bahnbrechende Forschung

2024-11-03

Autor: Laura

Die jahrzehntelange Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Organisation für Kernforschung (CERN) in Genf und Russland steht kurz vor dem Ende, was erhebliche negative Auswirkungen auf die wissenschaftliche Gemeinschaft mit sich bringen könnte. Beate Heinemann, Direktorin für Teilchenphysik am Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY) in Hamburg, äußerte sich besorgt darüber, dass die Forschungsanstrengungen durch diese Entscheidung erschwert werden könnten.

Heinemann betonte die bedeutende ingenieurtechnische Expertise, die Russland in die gemeinsame Forschung einbrachte. "Obwohl das Ende der Zusammenarbeit nicht bedeutet, dass bestimmte Forschungsprojekte unmöglich werden, wird es sicherlich zu Verzögerungen kommen", erklärte sie der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

CERN, das seit 1954 besteht, ist einer der bedeutendsten Orte für die Teilchenphysik weltweit. Mit dem Large Hadron Collider, dem leistungsstärksten Teilchenbeschleuniger der Welt, spielt es eine zentrale Rolle in der Erforschung fundamentaler physikalischer Fragen. Seit der Verkündung, dass die Kooperation mit Russland Ende November 2023 enden wird, herrscht Besorgnis über den Verlust von über 1.000 russischen Wissenschaftlern, die bereits laut CERN-Forschungsdirektor Joachim Mnich daran arbeiten, ihre Expertise vor dem Ausscheiden weiterzugeben.

Die Entscheidung, die Zusammenarbeit zu beenden, wurde als Reaktion auf den russischen Überfall auf die Ukraine im Jahr 2023 getroffen. Markus Klute, Leiter des Instituts für experimentelle Teilchenphysik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), erinnerte daran, dass CERN und Russland sogar während des Kalten Krieges erfolgreich gemeinsam an Projekten gearbeitet hatten, motiviert durch wissenschaftliche Neugier.

Das CERN hat 24 Mitgliedsländer und beherbergt die größte Forschungsmaschine der Welt, den ringförmigen Teilchenbeschleuniger LHC, der 100 Meter unter der Erde liegt. Hier werden Kollisionen von Protonen mit fast Lichtgeschwindigkeit erzeugt, um Ursprünge des Universums zu erforschen.

Die Entscheidung hat teils auch zu einem Stopp der Zusammenarbeit mit einigen russischen Instituten geführt. Laut Klute gibt es Bedenken, dass die russischen Forschungsinstitute zunehmend politisch beeinflusst werden. "Die meisten unserer Kollegen aus Russland sind hervorragend, aber das Problem liegt oft in der Leitung der Instituten, die nicht immer in wissenschaftlichen Händen ist", so Klute.

Durch die geopolitischen Spannungen sind auch technische Verbesserungen an CERN-Detektoren betroffen. Ein Plan, russische Ingenieure nach Hamburg einzuladen, wurde gestoppt. Heinemann kündigte an, dass alternative Lösungen gefunden wurden, um die Forschungsarbeiten fortzuführen.

In der Zwischenzeit konnten einige russische Wissenschaftler, die sich bei CERN engagieren, neue Positionen in Deutschland finden. Klute berichtete glücklich, dass drei russische Doktoranden ihre Promotion am KIT fortsetzen können. Das DESY hat ebenfalls einen russischen Kollegen übernommen, der zuvor am CERN beschäftigt war.

Dennoch gibt es Herausforderungen durch europäische Sanktionen, die die Lieferung von russischen Komponenten für den Beschleuniger und die entsprechenden Experimente beeinträchtigen. Mnich schätzte, dass die finanziellen Auswirkungen sich auf rund 50 Millionen Euro belaufen, was etwa drei Prozent der Gesamtkosten für CERN entspricht.

Trotz dieser Herausforderungen wird die Zusammenarbeit mit dem Joint Institute for Nuclear Research in Russland fortgesetzt, da es sich um eine internationale Organisation handelt, die im Rahmen der bestehenden Regelungen weiterarbeiten kann. Die Situation bleibt angespannt, und Wissenschaftler weltweit beobachten die Entwicklungen genau.