Warum Gratissport für Kinder und Jugendliche der Schlüssel zu einer gesünderen Gesellschaft ist
2024-11-11
Autor: Simon
In Österreich sind etwa 376.000 Kinder und Jugendliche von Armut betroffen, das entspricht fast jedem fünften Kind. Rosa Bergmann, Gründerin und Geschäftsführerin des Bildungsprojekts Hobby Lobby, weist darauf hin, dass besonders Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Familien oft von Freizeitangeboten ausgeschlossen sind. "Für viele dieser Kinder sind Sportvereine und kreative Freizeitaktivitäten einfach nicht finanzierbar", erklärt sie.
Vor fünf Jahren hat Bergmann die Hobby Lobby ins Leben gerufen, um kostenfreie Freizeitkurse anzubieten – von Fußball und Kickboxen über Schauspiel und Zeichnen bis hin zu Street-Art. Diese Initiative hat sich seit ihrem Start in Wien-Favoriten durch Spenden und Förderungen schnell etabliert. Mittlerweile gibt es zehn Standorte in Österreich sowie einen in Deutschland, mit weiteren geplanten in Linz und Timișoara (Rumänien). Über 630 Kurse haben bereits mehr als 5.000 Jugendliche erreicht.
Das Besondere an der Hobby Lobby ist der Fokus auf Spaß und Gemeinschaft statt Leistung und Wettkampf. "Wir legt Wert auf soziale und Führungskompetenzen, auch auf die Förderung von Teamfähigkeit und Konfliktlösungsfähigkeiten", so Bergmann. Die Kinder lernen, sich in einem geschützten Rahmen auszuprobieren und neue Fähigkeiten zu entwickeln, die ihnen auch im Alltag helfen.
In einer umfassenden externen Evaluierung wurde festgestellt, dass jeder in die Hobby Lobby investierte Euro einen gesellschaftlichen Wert von 21,27 Euro generiert – eine bemerkenswerte Rendite, die die Wirksamkeit dieser Freizeitgestaltung unterstreicht. Besondere Schwerpunkte liegen auf der Verbesserung von Teamarbeit, Alltagsstrukturierung und der Stärkung von Selbstvertrauen bei den Teilnehmenden.
Louis Moustakas, Professor für Sportmanagement an der FH Kufstein, unterstützt diese Ansichten. „Initiativen wie die Hobby Lobby bieten Kids ohne Wettbewerbsdruck die Chance, sich zu entfalten. Das steht im Gegensatz zu vielen traditionellen Sportvereinen, die oft nur für die Talente offen sind", so Moustakas. Der Sozialdruck in Sportvereinen kann für viele Kinder entmutigend sein, was den Zugang zu sportlichen Aktivitäten zunehmend erschwert.
Aber nicht nur die sportlichen Angebote sind wichtig. Beide Experten betonen, dass solche freien Freizeitangebote einen erheblichen Beitrag zur gesellschaftlichen Inklusion leisten können. Ohne Zugang zu diesen Möglichkeiten bleibt ein großer Teil der Jugend zurück: Viele Kinder verbringen zu viel Zeit allein oder in sozialen Isolation, was langfristige negative Folgen für ihre Entwicklung und das soziale Gefüge einer Gesellschaft haben kann.
Die Herausforderung für Österreich ist die Schaffung und Etablierung ähnlich zugänglicher Modelle, die nicht nur Kinder mit Migrationshintergrund, sondern alle benachteiligten Gruppen ansprechen. Moustakas appelliert an die Gesellschaft: "Wir müssen gemeinsam Verantwortung übernehmen und sicherstellen, dass alle Kinder die gleichen Chancen haben, sich sportlich und sozial zu entwickeln." Marketinger und Sponsoren sollten die soziale Verantwortung erkennen und fördern, um so positive langfristige Veränderungen zu bewirken – für eine gesunde, inklusive Gesellschaft. Diese gratis Angebote könnten wirksam dazu beitragen, einer weiteren Spaltung der Gesellschaft entgegenzuwirken und allen Kindern ein Stück Zukunft zu bieten.