Welt

Vertrauen in die Demokratie schwindet – aber nicht in der Schweiz

2025-03-31

Autor: Emma

Die Frage "Wer regiert eigentlich – das Volk oder eine politische Elite?" beschäftigt Menschen weltweit und stellt die Grundlagen vieler Demokratien in Frage. Der aktuelle 8. Bericht zur Gesundheit der Demokratie des Gallup International Association Instituts zeigt alarmierende Tendenzen auf.

Ein besorgniserregendes Bild präsentiert sich, wenn man die Umfragezahlen betrachtet: In den USA glauben nur 43 Prozent, dass sie «nach dem Willen des Volkes» regiert werden. Deutschland liegt mit 39 Prozent nur wenig besser da, während Italien und das Vereinigte Königreich bei 47 und 45 Prozent stehen. Im krassen Gegensatz dazu haben 69 Prozent der Befragten in der Schweiz Vertrauen in ihre Regierung, was nahezu 72 Prozent in Finnland entspricht.

Besonders in Bezug auf die Durchführung von Wahlen – dem prozeduralen Aspekt der Demokratie – ist das Bild ähnlich ausgeprägt. Die Schweiz führt hier mit 79 Prozent Zustimmung, während der westliche Durchschnitt zwischen 60 und 70 Prozent liegt. Diese hohen Werte in der Schweiz sind das Ergebnis einer verankerten direkten Demokratie, die mehr Bürgerbeteiligung und Transparenz gewährleistet.

Das paradoxe Gefühl zwischen einem Vertrauen in die Verfahren, doch einem angezweifelten Nachvollzug des Volkswillens, ist in vielen westlichen Ländern zu beobachten. 70 Prozent der Briten glauben zwar an die Fairness ihrer Wahlen, doch nur 45 Prozent sind der Meinung, dass ihre Regierung den Willen des Volkes umsetzt.

Laut Michael Nitsche, Präsident der Gallup International Association, verdeutlicht dieses Phänomen eine Erosion der substanziellen Demokratie. Die Differenz zwischen objektiven Wahlanalysen und subjektiven Wahrnehmungen des Volkswillens zeigt eine bedenkliche Kluft auf. Dies lässt sich am besten erfassen, indem man die Stimmen der Bürger hört, die diese Prozesse direkt erleben.

Die resignative Haltung vieler Bürger zur Mitbestimmung ist alarmierend. In den letzten Jahren hat das Vertrauen in die eigene Mitsprache in zahlreichen westlichen Demokratien stark abgenommen. In der Schweiz hingegen bleibt der Anteil derjenigen, die die Regierung als Ausdruck des Volkswillens empfinden, seit 2000 stabil hoch.

Diese Widerstandsfähigkeit der Schweizer Demokratie ist bemerkenswert. Demokratie wird von verschiedenen Bevölkerungsgruppen unterschiedlich definiert, und diese Vielfalt spiegelt sich auch in den Umfrageergebnissen wider.

Während westliche Nationen mit Demokratie nach traditionellen Maßstäben ringen, sehen viele Länder im globalen Süden – wie Indien (64 Prozent), Indonesien (70 Prozent) und China (87 Prozent) – die Antworten auf die Frage des Volkswillens ganz anders. Diese Länder drücken ein zunehmendes Selbstverständnis und Vertrauen in ihre politischen Systeme aus, auch wenn diese oft weniger institutionalisiert sind als im Westen. Laut Nitsche geht es nicht nur um Propaganda, sondern auch um einen veränderten Blick auf Demokratie.

Um die globale Perspektive zu verstehen, führen Länder wie China, Indien und Indonesien eigene Interpretationen des Begriffs Demokratie ein. Hierbei stehen Effizienz, Stabilität und kulturelle Werte im Vordergrund, anstelle des westlichen Modells einer Mehrparteiendemokratie. Politisches Selbstbewusstsein und wirtschaftlicher Aufschwung lassen diese Länder die Legitimität ihrer politischen Systeme neu definieren.

Die Umfrage von Gallup International, die zwischen Oktober 2024 und Februar 2025 in 43 Ländern durchgeführt wurde, umfasste über 44.000 Teilnehmer – etwa 1000 pro Land. Um den historischen Vergleich zu ermöglichen, wurden die Ergebnisse methodisch vorsichtig in vereinfachte Formate überführt.

Inmitten globaler Unsicherheiten erweist sich die Schweiz als verlässliches demokratisches Modell. Die Tatsache, dass ein so hoher Anteil ihrer Bürger überzeugt ist, «nach dem Willen des Volkes» regiert zu werden, spiegelt das gut funktionierende System der direkten Demokratie wider, das weit mehr als bloße Folklore ist. Oliver Zügel, Verwaltungsratspräsident von Gallup Schweiz, betont, dass dies nicht nur ein statistischer Ausreißer ist, sondern ein Zeichen dafür, dass der direkte Einfluss der Bürger in politischen Prozessen ernst genommen wird.