Spatzen: Werden ältere Vögel unfreundlicher?
2024-11-02
Autor: Nina
Eine neue Studie zeigt, dass Spatzen im Alter offenbar grantiger werden können.
Das Forschungsteam berichtet im Fachjournal «Philosophical Transactions B» der britischen Royal Society, dass mit zunehmendem Alter die Anzahl sozialer Kontakte der Vögel abnimmt. Im jungen Alter müssen diese Tiere freundlich sein, um im Leben Erfolg zu haben, während sie im Alter, evolutionär betrachtet, weniger Wert auf soziale Interaktionen legen.
Ein besonders interessantes Forschungsprojekt fand auf der kleinen Insel Lundy in Großbritannien statt, wo seit 2000 das Leben jedes Haussperlings (Passer domesticus) umfassend dokumentiert wurde. Diese detaillierte Forschung ermöglichte es den Wissenschaftlern, wertvolle Daten über das Sozialverhalten der Vögel zu sammeln.
Von 2013 bis 2017 wurden an videoüberwachten Futterstellen detaillierte soziale Interaktionen analysiert. Über 1600 Beobachtungen von 615 maximal sieben Jahre alten Spatzen wurden dabei ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass die durchschnittliche Anzahl an Freunden pro Vogel – definiert als gleichartige Artgenossen, mit denen ein bestimmter Vogel häufig gesehen wurde – mit dem Alter abnimmt.
Ein wesentlicher Faktor hierfür ist, dass ältere Vögel nicht nur ihre gleichaltrigen Freunde verlieren, sondern auch seltener neue soziale Kontakte knüpfen. Diese Erkenntnis könnte auch auf den Menschen zutreffen. Wie die Studienleiterin Julia Schroeder vom Imperial College London erklärt, sind ältere Menschen möglicherweise weniger daran interessiert, neue Freundschaften einzugehen, was zur Einsamkeitskrise bei älteren Menschen beitragen könnte.
Erstaunlicherweise ändert sich die soziale Interaktion mit dem Alter; Studien zeigen, dass Menschen wählerischer werden, was ihre sozialen Beziehungen betrifft. Dies könnte bedeutet, dass Ältere mehr Wert auf die Qualität ihrer Freundschaften legen, anstatt viele oberflächliche Bekanntschaften zu pflegen. Diese Tendenz kann sich negativ auf ihr Wohlbefinden auswirken, da soziale Netzwerke im frühen Erwachsenenalter häufig ihren Höhepunkt erreichen, bevor sie im späteren Leben abnehmen.
Forschende mutmaßen, dass dieser evolutionäre Mechanismus auch bei Menschen existiert und dass ein Rückgang an sozialen Interaktionen für die Einsamkeit in der älteren Bevölkerung verantwortlich sein könnte. Es bleibt zu überlegen, wie wir die sozialen Bedürfnisse von älteren Menschen besser unterstützen können, um eine hohe Lebensqualität im Alter zu fördern.