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SNB senkt Leitzins auf 1,0 Prozent – Was bedeutet das für die Schweizer Wirtschaft?

2024-09-26

In einer keineswegs überraschenden Entscheidung hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 1,0 Prozent gesenkt. Dies stellt die dritte Senkung in Folge dar und ist ein klares Zeichen der geldpolitischen Lockerung. SNB-Präsident Thomas Jordan, der Ende des Monats zurücktritt, erfüllte damit die Erwartungen der Marktteilnehmer und reagierte auf den zurückgehenden Inflationsdruck in der Schweiz.

Die Inflation hat seit der letzten geldpolitischen Lagebeurteilung im Juni unerwartet schnell abgenommen. Laut dem Landesindex der Konsumentenpreise lag die Teuerung im August bei nur 1,1 Prozent – ein Rückgang, der die Prognosen der SNB übertraf. Vor drei Monaten war die Zentralbank von einer durchschnittlichen Teuerung von 1,5 Prozent für das dritte Quartal ausgegangen, was nun nicht mehr realistisch erscheint.

Ein gängiges Argument für die Zinssenkung ist die moderate Entwicklung der Löhne, was zu geringeren Zweitrundeneffekten führt. Diese Effekte beziehen sich auf Preiserhöhungen, die aufgrund von steigenden Produktionskosten folgen. Auch die Warnung, dass zukünftige Erhöhungen des hypothekarischen Referenzzinses und der Mieten in den Hintergrund rücken, wird durch die SNB geteilt. Interessanterweise hat die Eidgenössische Elektrizitätskommission bestätigt, dass die Strompreise im Jahr 2025 um etwa 10 Prozent sinken werden.

Die SNB hat ebenfalls ihre Inflationsprognose nach unten korrigiert. Erstmals wird für 2025 mit einer Teuerung von nur 0,6 Prozent gerechnet, was auf den stärkeren Schweizer Franken und die sinkenden Erdölpreise zurückzuführen ist. Die gesamtwirtschaftliche Situation signalisiert, dass auch weitere Zinssenkungen in naher Zukunft möglich sind. Jordan deutete an, dass die Risiken für die Preisentwicklung eher nach unten gerichtet sind, was die geldpolitischen Entscheidungen der SNB beeinflussen könnte.

Die Märkte zeigten sich vor der Entscheidung einig, dass eine weitere Lockerung der Geldpolitik bevorsteht. Während viele Beobachter eine Senkung von 0,25 Prozentpunkten erwarteten, war die Möglichkeit eines „Doppelschritts“ (0,50 Punkte) ebenfalls im Gespräch. Ein solch drastischer Schritt blieb jedoch aus und hätte in der Vergangenheit oft in Zeiten einer gespannten wirtschaftlichen Lage stattgefunden.

Wie könnte es im Dezember weitergehen? Eine Umfrage unter 32 Finanzmarktexperten zeigt, dass die Meinungen geteilt sind: Während 16 die Erwartung haben, dass der Leitzins bei 1 Prozent bleibt, rechnen 15 mit einer weiteren Senkung auf 0,75 Prozent. Die KOF Konjunkturforschungsstelle prognostiziert ebenfalls einen Rückgang des Leitzinsniveaus auf 0,75 Prozent und geht davon aus, dass der Preisdruck weiter abnehmen wird.

Für Arbeitnehmer in der Schweiz gibt es Grund zur Hoffnung. Sollte die KOF-Prognose eintreten, könnte der reale Lohn im kommenden Jahr ansteigen. Das nominale Lohnwachstum wird auf 1,5 Prozent geschätzt, was nach Berücksichtigung der aktuellen Teuerungsrate zu einer realen Lohnsteigerung führen würde. Im Jahr 2024 würde sich dies positiv auf die Kaufkraft der Arbeitnehmer auswirken, nachdem die Löhne 2023 aufgrund der Inflation um 0,4 Prozent gesunken sind.

Dieses wirtschaftliche Umfeld wirft jedoch auch Fragen auf: Wird die SNB weiterhin proaktiv die Zinsen senken, um die wirtschaftliche Stabilität zu sichern, oder ist der Höhepunkt der Lockerungsphase erreicht? Die kommenden Monate werden entscheidend sein, nicht nur für die Geldpolitik, sondern auch für die gesamte Wirtschaftslandschaft in der Schweiz.