Welt

Shein: BBC-Reportage enthüllt alarmierende Arbeitsbedingungen

2025-01-14

Autor: Leonardo

Einleitung

Der chinesische Fast-Fashion-Gigant Shein hat sich zu einem der größten Onlinehändler in der Schweiz entwickelt und generierte im Jahr 2023 schätzungsweise einen Umsatz von 220 Millionen Franken. Laut BBC wird die gesamte Unternehmensbewertung auf etwa 60 Milliarden Dollar geschätzt. Mit bis zu einer Million Paketen, die täglich in über 150 Länder verschickt werden, hat Shein die Modebranche revolutioniert.

Aufstieg von Shein

Sheins Aufstieg vom anfänglichen Verkäufe von Hochzeitskleidern zum größten Modehändler der Welt ist das Ergebnis einer präzisen Kombination aus niedrigen Preisen, einer cleveren Social-Media-Strategie und dem richtigen Timing, insbesondere während der COVID-19-Pandemie, die einen Boom im Onlineshopping ausgelöst hat. Die BBC begab sich nun nach Guangzhou, um hinter die Kulissen der Arbeitsbedingungen der Nähenden zu blicken, die hinter diesen billigen Modeartikeln stehen.

Shein Village und Arbeitsumstände

Im Stadtbezirk Panyou befindet sich das sogenannte Shein Village, ein Komplex von etwa 5000 Fabriken, von denen die meisten für Shein produzieren. Die BBC besuchte zehn dieser Fabriken und sprach mit vier Fabrikbesitzern sowie über 20 Arbeiterinnen und Arbeitern. Die Berichte schildern lange Arbeitszeiten, niedrige Löhne und eine bemerkenswerte Arbeitsmoral.

Lange Arbeitszeiten und niedrige Löhne

Eine 49-jährige Näharbeiterin, die aus der Provinz Jiangxi stammt, schilderte: „Wir arbeiten normalerweise zehn, elf oder sogar zwölf Stunden täglich. Sonntags dürfen wir etwa drei Stunden früher gehen.“ Trotz der langen Arbeitszeiten sind die Löhne verschwindend gering und die Lebenshaltungskosten hoch. Viele der Befragten gaben an, lediglich einen Tag im Monat frei zu haben.

Bezahlung und Existenzminimum

Die Bezahlung erfolgt pro Stück. Für ein einfaches T-Shirt erhalten Nähende lediglich ein bis zwei Yuan, also weniger als einen Franken, was bei einer Produktion von etwa zwölf Shirts pro Stunde ergibt. Vor der Annahme eines Jobs kalkulieren die Nähenden daher, wie viele Stücke sie in einer Stunde schaffen können.

Den Berichten zufolge verdienen die Arbeiterinnen und Arbeiter zwischen 4000 und 10.000 Yuan im Monat (ca. 500 bis 1300 Franken). Die Asia Floor Wage Alliance hat jedoch den existenzsichernden Lohn auf 6512 Yuan beziffert.

Gesetzliche Vorschriften und Arbeitsrechte

Laut BBC überschreiten die Standardarbeitszeiten mit 8 bis 22 Uhr die gesetzlichen Vorschriften, die in China maximal 44 Arbeitsstunden pro Woche vorsehen. Auch die Gewährung eines freien Tages pro Woche ist gesetzlich gefordert, doch dies wird in vielen Fällen nicht eingehalten. Die Schweizer NGO Public Eye hat die Arbeitsbedingungen in der Shein-Lieferkette bereits mehrfach scharf kritisiert.

Geschäftsmodell und Druck auf Zulieferer

Ein weiteres zentrales Element des Geschäftsmodells ist die Auftragsannahme: Shein bestellt Kleidungsstücke nach Bedarf, basierend auf den Bestelleingängen. Wenn ein Pullover zu einem Bestseller wird, steigt das Auftragsvolumen und die Zulieferer müssen schnell zusätzliche Arbeitskräfte einstellen. Fabrikmanager äußern, dass der Verdienst trotz des hohen Auftragsvolumens oft gering bleibt und stetigem Druck standgehalten werden muss, die Kosten zu senken.

Ein weiterer Zulieferer betont jedoch, dass Shein seine Rechnungen stets pünktlich bezahlt, was das Vertrauen in die Geschäftsbeziehungen stärkt. Die pünktliche Bezahlung wird als entscheidender Vorteil im Wettbewerb angesehen.

Stolz der Arbeiter und Notwendigkeit von Veränderungen

Die Arbeit in den Fabriken wird von einigen als Quelle des Stolzes wahrgenommen. Eine Abteilungsleiterin erklärte: „Es ist der Beitrag, den wir Chinesen für die Welt leisten können.“

Der Bericht der BBC hebt die dringende Notwendigkeit hervor, die Arbeitsbedingungen in der Fast-Fashion-Industrie zu verbessern und erfordert dringliche Maßnahmen seitens der Unternehmen und der Regierungen, um die Rechte der Arbeiter zu schützen und existenzsichernde Löhne zu gewährleisten. Angesichts des weltweiten Trends zur nachhaltigeren Mode müssen sich sowohl Konzerne als auch Konsumenten fragen, welchen Preis sie für Kleidung bereit sind zu zahlen – und was das für die Menschen bedeutet, die sie herstellen.