Schweizer Bevölkerung ist pessimistisch: Was sagt das über unsere Klimapolitik aus?
2024-11-15
Autor: Lara
Die Schweizer Bevölkerung zeigt ein starkes Misstrauen gegenüber der Handlungsfähigkeit der Politik in Bezug auf den Klimawandel. Eine umfassende Meinungsumfrage des Instituts GFS Bern, beauftragt von der SRG, hat ergeben, dass 67 Prozent der Befragten den Klimawandel als ein Problem betrachten, das sofortige Maßnahmen erfordert. Außerdem sind 72 Prozent der Meinung, dass die Schweiz in der Verantwortung steht, auch ohne die Unterstützung von Ländern mit höheren Emissionen aktiv zu werden.
Trotz dieses Bewusstseins herrscht jedoch eine überwältigende Skepsis bezüglich der Erfolgschancen der politischen Maßnahmen: Fast 70 Prozent der Befragten glauben nicht daran, dass die Politikerinnen und Politiker in der Schweiz ausreichend gegen die Klimaerwärmung unternehmen können. Dies ist ein alarmierendes Zeichen, das zeigt, dass das Vertrauen in die Regierung und deren Strategien zur Bekämpfung des Klimawandels stark erschüttert ist.
Technologische Innovationen, die oft als Hoffnungsträger in der Klimadebatte angepriesen werden, stoßen ebenfalls auf Skepsis. Nur 37 Prozent der Befragten glauben, dass Unternehmen und Wissenschaftler den Klimawandel mithilfe technischer Innovationen noch aufhalten können – ein Rückgang von 6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese Entwicklung könnte alarmierende Fragen zur Innovationskraft und dem Engagement der Wirtschaft zur Bekämpfung globaler Herausforderungen aufwerfen.
In der Diskussion über die Klimapolitik zeigt sich auch, dass die Bevölkerung eine klare Präferenz hat: Laut der Umfrage sind 72 Prozent der Meinung, dass die Schweiz ihre eigenen Emissionen reduzieren und nicht auf internationale Projekte zur Verbesserung der Klimabilanz setzen sollte. Diese Haltung verleiht der Debatte um die nationalen Anstrengungen zur Emissionsminderung weitere Brisanz und zeigt, dass viele Schweizer eine aktive Rolle ihres Landes in der globalen Klimakrise fordern.
Auf der anderen Seite zeigt sich bei der Bereitschaft zur Eigenverantwortung ein positiver Trend. Die Umfrage enthüllt, dass eine Mehrheit bereits aktiv ihren Alltag klimafreundlicher gestaltet: 51 Prozent der Befragten fahren weniger Auto, 55 Prozent fliegen seltener, 56 Prozent kaufen weniger Lebensmittel aus dem Ausland und 51 Prozent heizen ihre Wohnung nicht über 20 Grad. Besonders auffällig ist, dass die Bereitschaft zum Verzicht beim Fleischkonsum (25 Prozent) sowie beim Bau von Einfamilienhäusern (30 Prozent) am geringsten ausgeprägt ist.
Eine besorgniserregende Minderheit – etwa 14 Prozent der Befragten – ist der Meinung, dass mehr Forschung betrieben werden muss, bevor Maßnahmen gegen den Klimawandel ergriffen werden können. Zudem glauben 9 Prozent, dass die Menschheit ohne Probleme mit den Veränderungen durch den Klimawandel umgehen kann, was die Dringlichkeit von grundlegenden Aufklärungsmaßnahmen und einem verbesserten öffentlichen Dialog unterstreicht.
Insgesamt spiegelt diese Umfrage eine tiefe Besorgnis und Skepsis gegenüber der aktuellen Klimapolitik in der Schweiz wider. Werden die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft in der Lage sein, das Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen?