
Revolution der Bewerbungsgespräche: KI-Tools zur Täuschung?
2025-03-17
Autor: Lukas
In der heiß umkämpften Welt der Softwareentwicklung sprießen lukrative Jobangebote aus dem Boden. Doch bevor angehende Entwickler einen feuchten Händedruck von ihrem zukünftigen Arbeitgeber bekommen, stehen sie vor der Herausforderung, zahlreiche Bewerbungsgespräche und technisches Know-how unter Beweis zu stellen. Immer mehr große Unternehmen wie Amazon, Google und Microsoft führen diesen Auswahlprozess mittlerweile online durch. Dies eröffnete dem 22-jährigen Informatikstudenten Chungin Lee neue Möglichkeiten – und zwar der Möglichkeit zu betrügen.
Mit seiner eigens entwickelten Software Interviewcoder hat Lee anscheinend Praktikumsplätze bei Branchenkolossen wie Google und Amazon ergattert. Anstatt jedoch seine Karriere bei einem dieser Giganten zu beginnen, entschloss er sich, ein eigenes Start-up zu gründen, das sich auf die Entwicklung von KI-unterstützten Betrugswerkzeugen für IT-Bewerbungsgespräche spezialisiert. "Jeder programmiert heute mit KI", äußert Lee in einem Interview. Für ihn ist es nur logisch, dass Bewerbungsformate sich ebenfalls an die Nutzung von künstlicher Intelligenz anpassen sollten.
But wait – was kann diese Software überhaupt? Lees Tool analysiert Codes anhand von Screenshots und generiert darauf basierend passende Code-Snippets. Dabei greift es auf Modelle wie GPT-3 zurück. Es wird sogar behauptet, dass das Tool beim Debuggen von existierendem Code helfen kann. Mit der Möglichkeit, bis zu fünf Screenshots gleichzeitig zu verarbeiten, soll es vor allem bei komplexen Programmierproblemen hilfreich sein.
Der Preis für diesen Betrugsservice? Eine monatliche Gebühr von 60 US-Dollar!
Die Software selbst bleibt dabei unter dem Radar – während des Interviews kann sie von anderen Meetingteilnehmern nicht wahrgenommen werden. Lee demonstriert in einem Video, wie er während eines Zoom-Calls seine Software einsetzt, ohne dass es jemand bemerkt. Um nicht durch unnatürliche Mauscursorbewegungen aufzufallen, kann das kleine Interface der App nach Belieben mit der Tastatur verschoben werden. Das Programm bietet zudem kurze Stichpunkte für Code-Snippets, die die Benutzer den Interviewern vorlesen können.
Die Kosten sind allerdings nicht zu unterschätzen: Zu Beginn kostet der Zugang zu diesem Cheat-Tool 60 US-Dollar pro Monat. Darin enthalten sind allerdings nur 50 Tokens für Anfragen. Wenn diese aufgebraucht sind, müssen weitere 10 US-Dollar für weitere 50 Tokens gezahlt werden. Die Software unterstützt eine Vielzahl von Programmiersprachen, darunter Python, Java, Javascript, C#, Rust, Ruby, C++, SQL, R und Swift.
Es ist wichtig zu erwähnen, dass, obwohl solche KI-Tools den Bewerbungsprozess auf eine bestimmte Weise erleichtern können, die finalen Auswahlgespräche oft viele andere Testschritte beinhalten. Bewerber werden früher oder später auch ohne Unterstützung eines KI-gepufferten Cheat-Tools bestehen müssen.
Aber ist das wirklich der Weg, den wir in der Welt der Technik einschlagen wollen? Die Diskussion über Ethik im Einstellungsprozess wird durch solche Entwicklungen verstärkt. Experten warnen, dass die Verwendung solcher Tools nicht nur die Integrität des Auswahlprozesses untergräbt, sondern auch eine Generation von Entwicklern hervorbringen könnte, die nicht über die notwendigen Fähigkeiten verfügen, um in der realen Welt zu bestehen.