
Postfinance: Fünfte Wertvernichtung in Serie – Ein Blick hinter die Kulissen
2025-03-15
Autor: Laura
Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung der viertgrößten Bank der Schweiz, Postfinance, denken strategisch in Zeitperioden: Nach dem SpeedUp-Programm bis 2024 folgt nun PULSE.
Im Fokus steht der "Puls der Zeit", untermalt durch den Begriff "Kund:innen", den die Führungskräfte konsequent in ihren Berichten verwenden. Über 300.000 Nutzer der Finanz-App Yuh, an der Postfinance 50 Prozent hält, sind als "Yuhser:innen" bekannt.
Die Postfinance betont in ihrem Jahresbericht, dass sie Nachhaltigkeit "progressiv" gestalten möchte. Themen wie Umwelt, Klima, Diversität, Gleichberechtigung und Transparenz werden als wichtige Chancen hervorgehoben.
Finanziell betrachtet hat die Staatsbank jedoch Schwierigkeiten: Bei einem Umsatz von rund 1,2 Milliarden CHF brach der Gewinn im Vergleich zum Vorjahr um die Hälfte ein. Der Nettogewinn liegt nur bei 120 Millionen CHF, unter anderem dank eines außerordentlichen Ertrags von 36 Millionen aus dem Verkauf einer Beteiligung. Dies führt zu einem Return on Equity von lediglich 1,2 Prozent, was alarmierend ist.
Die unerfreuliche Bilanz zeigt, dass im Jahr 2024 erneut kein Unternehmenswert geschaffen werden konnte. Trotz allem fließt eine Dividende von 84 Millionen CHF an die Schweizerische Post AG; ein wichtiges finanzielles Rückgrat für den öffentlichen Dienst.
Das Zinsgeschäft – das Kerngeschäft von Postfinance neben dem Zahlungsverkehr – stagniert, während die Kreditvergabe an Dritte aufgrund der Postgesetzgebung verboten ist. Zwar erfüllen sogenannte Schuldscheindarlehen die Anforderungen, jedoch bleibt die tatsächliche Sicht der Anleger offen.
Ein herber Schlag kam, als Wertberichtigungen von über 40 Millionen auf "Darlehen und Anleihen im Anlageportfolio" notwendig wurden; vermutlich im Zusammenhang mit großen Engagements im Zürcher Oberland, unter anderem dem Spital Wetzikon. Auf Presseanfrage äußerte sich die Medienstelle lediglich vage und verwies darauf, dass das gesamte Portfolio 70 Milliarden CHF umfasst, was diese Korrektur im Vergleich klein erscheinen lässt.
Optimistisch stimmt, dass 4 Prozent neue Arbeitsplätze geschaffen wurden; aktuell gibt es fast 3.500 Vollzeitstellen. Insbesondere im Informatik- und Vertriebssektor wurde eingestellt. Darüber hinaus wurden neue Teams gebildet, um das "Welcome Desk für Geschäftskund:innen", die Akquise und Innovationen zu unterstützen.
Die Lohnsumme stieg um knapp 10 Prozent auf 414 Millionen CHF, was etwa 120.000 CHF pro Mitarbeiter ausmacht. Diese Entwicklungen führten jedoch zu einer steigenden Cost-Income-Ratio von 84,1 Prozent.
Auch die Sachaufwendungen kennen kein Halten: Diese summieren sich auf fast eine halbe Milliarde CHF, mit einem Großteil dieser Kosten in der Kategorie "Übrige" – eine klassische Black Box, die Fragen aufwirft.
Für den Verwaltungsratspräsidenten der Schweizerischen Post müssen die Alarmglocken läuten. Trotz dieser ernsten Bilanz fließen die Entschädigungen für Verwaltungsrat und Geschäftsleitung im gewohnten Rahmen weiter: Rund 215.000 CHF für den Präsidenten und etwa 600.000 CHF für die verbleibenden sechs Mitglieder.
Zusammen kassierten die sieben Mitglieder der Geschäftsleitung nahezu 3,4 Millionen CHF, inklusive über 400.000 CHF als variable Entlohnung. Boni gibt es also auch bei Staatsunternehmen, selbst wenn der Unternehmenswert sinkt. Eine völlig normale Praxis oder ein Zeichen für fehlende Verantwortlichkeit? Die Debatte ist eröffnet.