Nationalrat Simon Michel (FDP) gewährt Einblick in sein Privatleben
2024-12-29
Autor: Gabriel
Ein Jahr nach den Wahlen ist die Zeitung «20 Minuten» in der Session mit neuen Mitgliedern des Parlaments zum Gespräch zusammengekommen. Simon Michel (FDP) sorgte in den letzten zwölf Monaten nicht nur für Schlagzeilen mit seinen politischen Ambitionen, sondern auch durch einen Verkehrsunfall.
Im Interview erklärt der 47-jährige Nationalrat, wie es sich anfühlt, ein Milliardär zu sein und welche Herausforderungen er in seinem neuen Amt sieht. Simon Michel ist zugleich Geschäftsführer der Medtech-Firma Ypsomed und Familienvater. Er gesteht, dass er die Anforderungen des Nationalrats unterschätzt habe: „Ich bin nicht hier, um es ruhig zu haben.“
Sein Alltag ist straff durchgeplant. An Sitzungstagen übernachtet er in einem Hotel, um ausreichend Schlaf zu bekommen. „Ich komme dann auf etwa sechs Stunden Schlaf“, so Michel, während er genüsslich an einem Negroni nippt. Sein Ziel ist es, abends rechtzeitig zum Familienessen bei seiner Frau und seinen beiden Teenagern zu sein. Anschließend widmet er sich bis Mitternacht den politischen Aufgaben.
In seinem ersten Jahr im Bundeshaus legte Michel keinen einzigen Vorstoß vor, doch er ist kritisch gegenüber der großen Anzahl an neuen Gesetzen, die aus verschiedenen politischen Lagern kommen. Er sieht sich als eine Art „Captain America“, der versucht, die Flut von Vorschlägen abzuwehren.
Obwohl er im Ranking der einflussreichsten Politiker in der Öffentlichkeit auf Platz 59 landete, wird sein Engagement für neue bilaterale Verträge mit der EU hervorgehoben. Er warnt vor populistischen Initiativen wie jener der SVP gegen eine Zehn-Millionen-Schweiz, und betont die Wichtigkeit der Zuwanderung für die Schweizer Gesellschaft: „Ohne Zuwanderung hätten wir schnell leere Spitäler.“
Schon seit sechs Monaten arbeitet Michel an einem Gegenvorschlag zur SVP-Initiative. Er hat mittlerweile den 30. Entwurf erstellt, um Zuwanderung neu zu steuern und das inländisches Potenzial besser zu nutzen. Dieses Vorhaben beinhaltet eine Abgabe von 10.000 Franken pro neu angestellter EU-Arbeitskraft für Unternehmer.
Auf die Frage, was die Leute an ihm am meisten überrascht, erwähnt Michel seinen Humor und die Tatsache, dass er oft ohne Zähne lächelt, was bei einer Umfrage analysiert wurde: „Es gibt 1,5 Prozent mehr Stimmen, wenn man Zähne zeigt.“
Das „Bilanz“-Ranking schätzt das Vermögen der Familie Michel auf fünf bis sechs Milliarden Franken. Michel reflektiert darüber, wie sich seine Kindheit in einer kleinen Wohnung auf seinen Lebensstil auswirkt: „Das hat uns geprägt. Wir leben nicht extravagant.“
Er gibt an, dass seine Familie „am Boden geblieben“ sei und der Großteil ihrer Ausgaben für Reisen draufgeht. Dies gibt ihm Freiheit in Denken und Handeln.
In einem persönlichen Abschnitt des Gesprächs wird Michel gefragt, wann er das letzte Mal geweint hat: „Ich kann mich nicht erinnern. Das spricht für meine harte Schale.“ Zudem verrät er, dass seine Beziehung zu Gott besonders ist, und er gemischte Glaubenswurzeln hat: seine Protestantische Herkunft und seine katholische Frau.
Ein weiteres Thema ist sein Verkehrsunfall im April, von dem er sagt: „Das war mein erster Unfall, ein Schock“, doch er habe aus dem Vorfall gelernt und blicke positiv in die Zukunft, einschließlich der Fortschritte in der Automatisierung seines Unternehmens.
In seiner Freizeit vermisst Michel die Zeit auf seiner Finca in Mallorca und plant, irgendwann wieder mit der Bienenzucht zu beginnen. Seine Ausrüstung lagert derzeit im Keller, zusammen mit seinen Bordeaux-Weinen. Obwohl er gerne die Küche beherrschen würde, bleibt ihm oft nicht genug Zeit dafür. „Wenn ich Fleisch im Smoker zubereite, stehe ich um vier Uhr morgens auf, um rechtzeitig fertig zu sein.“
Simon Michel verbindet auf interessante Weise sein erfolgreiches Berufsleben mit seinen persönlichen Ansichten und Hobbys und zeigt, wie Balance zwischen diesen Welten aussehen könnte.