Anfang April beginnt für die Schützinnen und Schützen in Buenos Aires die neue Weltcup-Saison. Für die Vorbereitung hat das Schweizer Team rund um Olympiasiegerin Chiara Leone eine außergewöhnliche Maßnahme ergriffen. Statt der üblichen 2 Stunden trainieren die Athletinnen 12 Stunden am Tag – und das während einer ganzen Arbeitswoche in einem speziellen "Shootcamp".

Im nationalen Leistungszentrum in Biel werden dabei insgesamt rund 5000 Schüsse pro Athletin abgefeuert. "Das Schwierige ist, dass man mental auf der Höhe bleibt und trotzdem versucht, das Maximum herauszuholen. Am Abend bemerkt man aber auch körperlich, dass man etwas gemacht hat. Es sind ganz andere Belastungen als im normalen Trainingsalltag", sagt Leone.

Die Idee für dieses erstmalig durchgeführte Pilotprojekt entwickelten Trainer und Team gemeinsam. "Solche extremen Trainingseinheiten sollen dazu führen, dass die Schützinnen ihre Automatismen ausbilden und nicht mehr darüber nachdenken müssen, was sie für einen guten Schuss tun müssen", erklärt Coach Enrico Friedemann. Durchhaltevermögen und Konzentrationsfähigkeit sind insbesondere bei Großanlässen wie Olympischen Spielen entscheidend, die über Sieg oder Niederlage bestimmen können.

Das Feedback der "Versuchskaninchen" sei durchweg positiv, auch die Resultate zeigen erfreuliche Fortschritte. "Natürlich klagen sie auch ein bisschen. Es gibt unterschiedliche Schützen, manche schießen entspannt, andere eher kraftvoll. Aber nichts Dramatisches, alles im grünen Bereich", so Friedemann.

Besonderheit dieses Trainings: Es werden nicht nur technische Fähigkeiten trainiert, sondern auch mentale Stärke gefördert. Die Teilnehmerinnen lernen, ihre Emotionen zu kontrollieren und auch in Stresssituationen einen kühlen Kopf zu bewahren. Dies ist besonders wichtig, da Drucksituationen im Wettkampf oft entscheidend sind. Zudem wird ein größerer Fokus auf die Teamdynamik gelegt, da das gemeinsame Training das Zusammengehörigkeitsgefühl stärkt und die Athleten motiviert, ihre Grenzen zu überschreiten.

Mit diesen neuen Methoden will das Team sicherstellen, dass sie bestens vorbereitet in die Saison starten und ihre Performance auf ein neues Level heben. Der internationale Wettbewerb wird höllisch sein, aber die Schweizer Schützinnen sind bereit, sich den Herausforderungen zu stellen und ihre Medaillenträume zu verwirklichen.