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„Mit dem McDonald's verschwindet ein Teil meines sozialen Lebens“ – Wie die Schließung eines Treffpunkts Menschen mit Behinderung betrifft

2025-01-13

Autor: Gabriel

In der Stadt Biel ist mit der Schließung einer McDonald's Filiale ein bedeutender Treffpunkt für Menschen mit Behinderungen verloren gegangen. Für viele Betroffene war dieses Restaurant nicht nur ein Ort zum Essen, sondern auch ein wichtiger Teil ihres sozialen Lebens, da es ihnen erlaubte, Teil des öffentlichen Lebens zu sein und sich mit anderen auszutauschen.

Kathrin Bodmer, die Vize-Präsidentin der Insieme Biel-Seeland, betont die große Bedeutung solcher Anlaufstellen. „Die öffentliche Sichtbarkeit ist extrem wichtig für Menschen mit Beeinträchtigungen“, erklärt sie. Birol Kayikci, ein 49-jähriger gehörloser Hausmeister aus Biel, drückt seinen Schmerz über die Schließung aus: „Ein zentraler Teil meines sozialen Lebens geht dadurch verloren.“

Die SBB hat den Mietvertrag für die im Jahr 2013 eröffnete Filiale nicht verlängert, was zur Schließung am vergangenen Sonntag führte. Stattdessen wird der Standort nun an ein teureres und hochwertigeres Restaurant vergeben, wie der Medienbericht von „ajour“ aufzeigt.

Der Verlust dieses Zugangs ist für Menschen mit Behinderungen besonders schwerwiegend, da es in der Region nur wenige alternative Treffpunkte gibt, die barrierefrei sind. Kayikci beschreibt, wie familiär das McDonald's für viele werden konnte: „Man wusste einfach, wenn man dort hingeht, trifft man wahrscheinlich jemanden.“ Um diesen Verlust zu kompensieren, sammelt er nun Unterschriften für eine Wiedereröffnung.

Kathrin Bodmer macht darauf aufmerksam, dass viele Menschen mit Behinderungen vom gesellschaftlichen Leben isoliert sind: „Sie haben oft wenig Kontakt zu anderen und stehen am Rand der Gesellschaft. Solche Orte können das ändern und das Verständnis sowie den Umgang miteinander fördern.“

Die Wahl der McDonald's Filiale als Treffpunkt war nicht rein zufällig. „Viele unserer Mitglieder haben finanzielle Einschränkungen und finden es schwierig, Beschäftigung zu finden“, meint Bodmer. Ein zentraler und erschwinglicher Ort wie eine Fastfood-Kette bietet eine bequeme Möglichkeit der Begegnung.

In einer Stellungnahme bedauert McDonald's Schweiz die Schließung der Filiale, sagt jedoch auch, dass man aktiv nach einem neuen, geeigneten Standort in der Nähe sucht. Ihr Engagement, die Filiale barrierefrei zu gestalten, wird ebenfalls hervorgehoben. Trotz der Enttäuschung über den Verlust zeigt sich Birol Kayikci optimistisch und sagt: „Wir geben den Neuen auf jeden Fall eine Chance, der neue Treffpunkt zu werden.“

Es bleibt abzuwarten, ob dieser neue Standort die Bedürfnisse der Gemeinschaft erfüllen kann und ob die Stimmen von Menschen mit Behinderung gehört werden, wenn es darum geht, die sozialen Treffpunkte in der Stadt Biel zu schützen. Es ist klar, dass die Schaffung und Erhaltung solcher Orte für eine inklusive Gesellschaft von entscheidender Bedeutung ist.