Medizinerin über bahnbrechende Malariaforschung: „Kleine Kinder sind die Hauptleidtragenden“
2024-12-26
Autor: Laura
Trotz verfügbarer Medikamente und Impfstoffe bleibt Malaria eine der gefährlichsten Infektionskrankheiten für Kleinkinder. Diese tückische Krankheit ist vor allem in Afrika und Südostasien verbreitet. Laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkrankten im Jahr 2023 etwa 263 Millionen Menschen an Malaria, was zu rund 597.000 Todesfällen führte.
Ein Team von Forschenden des Leiden University Medical Centre in den Niederlanden hat nun vielversprechende Erkenntnisse gewonnen. Sie haben untersucht, ob eine genetisch veränderte Variante des Malaria-Parasiten Plasmodium als Impfstoff eingesetzt werden könnte. Im Rahmen der Studie ließen sie gesunde europäische Probanden von Anopheles-Mücken stechen, die diesen modifizierten Erreger trugen. Die Parasiten gelangen so in den Blutkreislauf und setzen ihre Entwicklung in den Leberzellen in Gang. Während die normalen Plasmodien sich dort vermehren, sterben die genetisch veränderten Plasmodien vorzeitig ab. Auf diese Weise zeigen sie keine Symptome, das Immunsystem der getesteten Personen kann sie jedoch bei einer zukünftigen Infektion effizient bekämpfen.
Beate Kampmann, eine der Forscherinnen, erklärt: „Diese Studie war ein Proof-of-Concept. Es galt zu klären, ob die genetisch veränderten Plasmodien überhaupt als Impfstoff geeignet sind und wie das Immunsystem darauf reagiert.“ Die Ergebnisse sind vielversprechend: Die Studien deuteten darauf hin, dass bestimmte Immunzellen auf die abgestorbenen Parasiten in der Leber reagierten und daraufhin besser bei einer Infektion gewappnet waren.
Im interessanten Vergleichstest wurden die Probanden anschließend von Mücken mit normalen Plasmodien gestochen. Während in der Kontrollgruppe nahezu alle Teilnehmer an Malaria erkrankten, blieb 89 Prozent der Probanden, die mit dem veränderten Erreger in Kontakt kamen, von einer Infektion verschont. Allerdings war die Gruppe mit nur neun Probanden sehr klein, was die Aussagekraft der Ergebnisse einschränkt.
Ohne Zweifel sind solche kontrollierten Studien, genannt Controlled Human Challenge Studies, wichtig für die Forschung. Dabei werden gesunde Testpersonen unter streng überwachten Bedingungen infiziert. Es ist ein ausgeklügelter Prozess, der es Forschern ermöglicht, die Wirksamkeit von Impfstoffen unter kontrollierten Umständen zu testen und die Notwendigkeit für größere und kostspieligere klinische Studien zu verringern.
Kampmann erklärt weiter: „Obwohl es bereits zugelassene Impfstoffe gibt, ist ihre Effizienz begrenzt. Besonders kleine Kinder, die dreimal geimpft werden müssen, erfahren nur einen moderaten Schutz, der schnell nachlässt.“ Daher ist die Weiterentwicklung effektiverer Impfstoffe erforderlich.
Doch die Vorstellungen, das Impfpotential der Mücken selbst zu nutzen, um den Impfstoff verbreiten zu können, sind völlig unrealistisch. Kampmann betont, dass riesige Mengen von Mücken gezielt gefüttert werden müssten, was logistisch nicht durchführbar ist. Stattdessen forschen andere Gruppen daran, Mücken genetisch so zu verändern, dass sie nicht mehr fortpflanzen können, während die möglichen ökologischen Auswirkungen solcher Maßnahmen stark beachtet werden müssen.
In Anbetracht des Klimawandels besteht die Gefahr, dass sich Anopheles-Mücken wieder in Europa ausbreiten. „Wir sehen bereits das Auftreten anderer Mückenarten hier, die Krankheiten wie Dengue-Fieber transportieren. Wenn sich die Bedingungen durch den Klimawandel verbessern, können auch Anopheles-Mücken hier zurückkehren“, warnt Kampmann.
Die Dringlichkeit, die Ausbildung der Bevölkerung über Malaria und die präventiven Maßnahmen zu erhöhen, ist klar. Mückennetze, schützende Kleidung und Insektenschutzmittel sind hilfreich, um eine Ansteckung zu verhindern. Auch die weitere Forschung zur Entwicklung effizienter Impfstoffe bleibt ein zentrales Thema für die Bekämpfung einer Krankheit, die vor allem die jüngsten Mitglieder unserer Gesellschaft unverhältnismäßig stark trifft. Der Einsatz genetisch veränderter Parasiten in zukünftigen Impfstoffen könnte dabei eine Schlüsselrolle spielen.