Medium zieht in Zürcher Absteige um – Ein Blick hinter die Kulissen
2024-12-24
Autor: Luca
In der Welt der Start-ups ist es eine gängige Vorstellung, dass erfolgreiche Unternehmen in Garagen beginnen und später in prächtige Hauptquartiere umziehen. Bei Markus Somm, dem Gründer des Nebelspalters, scheint es jedoch genau umgekehrt zu laufen.
Seine Karriere begann in den luxuriösen Büros an der noblen Genferstraße, nicht weit vom idyllischen Zürichsee. Vor wenigen Wochen jedoch wechselte er seinen Standort und pendelt nun nach Zürich-Altstetten.
Dort hat er ein kleines Büro in der Buckhauserstraße 11 bezogen. Interessierte Besucher müssen zunächst durch Verkaufsräume gehen, um zu ihm zu gelangen. Die Immobilie gehört der Emil Frey AG, die im Erdgeschoss Neuwagen präsentiert, während oben einige Journalisten für den Nebelspalter arbeiten.
Dies ist ein ehrgeiziges Projekt für Somm, der sich schließlich als Medienunternehmer etablieren möchte. Trotz seiner bisherigen Erfolge wird die Frage laut, ob sein Nebelspalter tatsächlich ein Erfolg ist. Anfang Oktober fand ein bedeutender Anlass statt, als Somm im Hotel Schweizerhof in Luzern zum 150. Geburtstag von General Guisan einlud. Die Veranstaltung zog 300 Gäste an, aber es gab zahlreiche technische Pannen und am Ende der Veranstaltung fehlte es an Getränken – eine Enttäuschung für die Anwesenden. Guisan war bekannt für seine Vorliebe für Weißwein, und die hohe Preise im Hotel schienen nicht den Erwartungen zu entsprechen.
Die Medienlandschaft in der Schweiz kennt Somm vor allem als Journalisten, Historiker und Buchautor. Um in die Geschichte einzugehen, benötigt er jedoch unternehmerisches Glück. Bisher profitierte er finanziell von seinem Vater, der einmal Chef von ABB Schweiz war, und von Christoph Blocher, der ihn durch den Verkauf der Basler Zeitung zu Wohlstand verhalf.
Insgesamt haben 70 Investoren, darunter Walter Frey, je 100.000 Franken in das Projekt Nebelspalter investiert. Diese Unterstützung durch erfolgreiche Unternehmer zeigt, dass Somm in der Schweizer Wirtschaft gut vernetzt ist. Er hat sich stets für freie Unternehmertum und gegen linke Politik ausgesprochen, wobei er Rückendeckung von Männern wie Walter Frey erhält, der großzügig in Somm's Magazin inseriert.
Trotz dieser Unterstützung stellt Somm jedoch fest, dass die Ausgaben des Nebelspalters nicht tragbar sind. Sein Plan sieht vor, teure Mitarbeiter zu entlassen und kostengünstigere, jüngere Journalisten einzustellen, um das finanzielle Gleichgewicht zu erreichen. In den ersten drei Jahren habe der Nebelspalter 4,6 Millionen Franken Verlust angehäuft, und im vierten Jahr strebt Somm an, die Gewinnschwelle zu erreichen.
Nur die Zeit wird zeigen, ob ihm dies gelingt. Die Redaktion des Nebelspalters besteht aus ihm und zwei weiteren Journalisten, die das aktuelle Geschehen in der Schweiz kommentieren. Ihre kritischen Kommentare sind oft scharf und humorvoll, als würden sie in der Muppet-Show auftreten.
Um die verbleibenden Kosten zu minimieren, nutzt Somm alte Karikaturen aus dem Archiv und Inhalte von nebelspalter.ch. Trotz der finanziellen Herausforderungen bleibt sein Ego ungebrochen, wodurch es nun für Abonnenten eine handsignierte Widmung des Chefredakteurs gibt. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Nebelspalter in Zukunft entwickeln wird.