Wissenschaft

Männlichkeit: So werden Jungs nicht zu Machos – Ein Blick auf die gesellschaftliche Rolle von Männern

2025-04-07

Autor: Laura

Benjamin Hine, ein angesehener Genderforscher an der University of West London, hat sich über ein Jahrzehnt lang intensiv mit der Rolle von Männern in der Gesellschaft beschäftigt. In seinem neuen Buch "Current Issues Facing Men and Boys" (Aktuelle Probleme von Männern und Jungen) beleuchtet er die Herausforderungen, denen sich Männer gegenübersehen, und gibt wertvolle Hinweise, wie man bereits Jungs in ihrer Entwicklung unterstützen kann.

Hine schildert in seinem Buch, dass viele Jungs schon früh erfahren, was gesellschaftlich von ihnen erwartet wird. Zum Beispiel wollte er als Kind Balletttänzer werden, doch seine Eltern hielten davon wenig aus Angst, er könnte gemobbt werden. Dies verdeutlicht, wie schnell gesellschaftliche Erwartungen das Selbstbild von Kindern beeinflussen können.

Um das stereotype Bild von Männlichkeit zu hinterfragen, erklärt Hine, dass Männer in vielen Gesellschaften als "Versorger" angesehen werden, wodurch sie oft dazu gedrängt werden, stark und emotionslos zu erscheinen. Diese Klischees sind jedoch nicht für alle Männer zutreffend und können psychische Probleme zur Folge haben, wenn Männer sich gezwungen fühlen, diese Rollen zu übernehmen. Im Durchschnitt drücken Männer ihre Emotionen weniger stark aus als Frauen, was zu einem großen Ungleichgewicht im Umgang mit psychischen Belastungen führen kann.

Hine fordert in seinem Buch dringend eine Veränderung. Die Statistiken sprechen eine deutliche Sprache: Männer schneiden in der Schule schlechter ab, sind stärker von Wohnungsnot betroffen und begehen weitaus häufiger Suizid – etwa dreimal so oft wie Frauen. Diese Probleme haben oft ihre Wurzeln in den gesellschaftlichen Erwartungen, die an Männer gerichtet sind. Der Druck, stets der Stärkste zu sein und seine Gefühle nicht zu zeigen, führt häufig zu einem inneren Konflikt und ungesundem Verhalten.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, ist es laut Hine entscheidend, dass Männer nicht mehr dem Druck traditioneller Geschlechterrollen ausgesetzt werden. Ein offener Umgang mit Emotionen sollte gefördert werden. Es ist wichtig, dass auch Jungen in der Schule ermutigt werden, ihre Gefühle auszudrücken, ohne Angst vor Stigmatisierung haben zu müssen.

Es ist auch bedeutsam, die Rolle von Eltern und Bildungseinrichtungen in der Argumentation für eine moderne Männlichkeit zu erkennen. Hine schlägt vor, dass Eltern Filme und Serien kritisch hinterfragen, während sie mit ihren Kindern schauen, denn diese Medien enthalten oftmals unterschwellige Botschaften über Geschlechterrollen. Er hebt hervor, dass in vielen Kinderfilmen Rollenbilder sowie Verhaltensweisen vermittelt werden, die traditionelle Stereotype verstärken, was vermieden werden sollte.

Gerade in Schulen werden stereotype Geschlechterzuschreibungen oft unbewusst verstärkt, indem Jungs und Mädchen in unterschiedliche Kategorien eingeteilt werden. Lehrer könnten, bewusst oder unbewusst, Erwartungen aufbauen, die Jungen dazu bringen, sich in eine Rolle hineinzuentwickeln, die nicht zu ihrem wahren Selbst passt.

Hine betont auch, dass nicht alle Vorstellungen von Männlichkeit schlecht sind. Merkmale wie Durchsetzungsfähigkeit können positiv sein, solange sie nicht zur toxischen Männlichkeit führen, die aggressives Verhalten und emotionale Unterdrückung begünstigt. Die Herausforderung besteht darin, einen Weg zu finden, die positiven Aspekte traditioneller Männlichkeit zu fördern, während schädliche Verhaltensweisen hinterfragt werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Gesellschaft eine vielschichtige Diskussion über Männlichkeit führen muss. Männer sollten ermutigt werden, ihre Emotionen zu zeigen und sich von einschränkenden Rollenbildern zu befreien. Nur so kann ein gesünderes Bild von Männlichkeit entstehen – eines, das auf Verständnis, Empathie und echtem menschlichen Kontakt basiert.