Gesundheit

LKH Graz: Strahlen statt Operation - Revolutionäre Behandlung gegen Herzrhythmusstörungen

2024-09-18

In der Universitätsklinik Graz kommt eine bahnbrechende Methode zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen zum Einsatz, die mit herkömmlichen Therapien oft nicht mehr behandelbar sind. Thomas Brunner, der Vorstand der Klinik für Strahlentherapie-Radioonkologie, erklärt: „Es gibt Herzrhythmusstörungen, die weder durch maximale Medikation noch durch lokal-ablative Eingriffe in den Griff zu bekommen sind.“

Die innovative stereotaktische anti-arrhythmische Strahlentherapie (STAR) zielt darauf ab, genau die Stellen im Herzmuskel zu behandeln, die für die Rhythmusstörungen verantwortlich sind. Diese Methode ähnelt der Krebstherapie, jedoch wird die Dosis hier noch deutlich erhöht. „Die punktgenaue Bestrahlung führt zu einem Umprogrammieren des elektrischen Reizleitungssystems im Herzen“, so Brunner.

Die Zusammenarbeit zwischen den Strahlentherapeuten und der Klinischen Abteilung für Kardiologie ist entscheidend, um den Patienten eine umfassende und effektive Behandlung bieten zu können. In nur wenigen Minuten wird ein präziser Eingriff vorgenommen, der jedoch eine extrem sorgfältige Planung und exakte Durchführung durch ein multidisziplinäres Team erfordert.

Herzrhythmusstörungen, die oft auf ventrikuläre Tachykardien zurückzuführen sind, können schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben, wenn das Herz über einen längeren Zeitraum aus dem Takt gerät. Herkömmliche Behandlungsmethoden umfassen Medikamente, die Implantation eines Defibrillators oder eine Katheterablation. Doch wenn diese nicht den gewünschten Erfolg bringen, bietet die neue STAR-Therapie eine vielversprechende Alternative.

Das Grazer STAR-Team ist das erste Expertenteam in Österreich, das sich auf diese moderne Behandlungsform spezialisiert hat. Diese Methode wird erst seit kurzem weltweit angewendet und hat in etwa 500 Fällen Anwendung gefunden. Tanja Langsenlehner, Mitglied des neu gebildeten STAR-Teams, betont, dass die Häufigkeit dieser innovativen Behandlung zugenommen hat, insbesondere auch in Deutschland, wo sie nur an wenigen Kliniken durchgeführt wird.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht alle Patienten für dieses Verfahren geeignet sind. Bestimmte Ausschlusskriterien, wie die Nähe des zu bestrahlenden Gewebes zur Speiseröhre, könnten Risiken bergen, da das Gewebe durch die Strahlung geschädigt werden könnte. Schätzungen zufolge könnten jährlich fünf bis zehn Patienten in Österreich von dieser neuen Therapie profitieren, die ursprünglich hauptsächlich bei Lungenkrebs eingesetzt wurde. Studien zeigen, dass bei erfolgreichem Eingriff die Rhythmusstörungen in etwa 80 Prozent der Fälle behoben werden können. In Graz wurden bislang drei Patienten erfolgreich behandelt.

Ein weiteres Highlight ist, dass seit Jahresbeginn das STAR-Team Teil des von der EU geförderten STOPSTORM-Projekts ist, das mit zwei Millionen Euro dotiert ist. Die Abkürzung steht für „Standardized Treatment and Outcome Platform for Stereotactic Therapy Of Reentrant Tachycardia by a Multidisciplinary Consortium“. Im Rahmen dieses internationalen Projekts werden die Therapien der Grazer Patienten zudem wissenschaftlich begleitet.

Diese vielversprechende Methode könnte der Schlüssel zur Heilung vieler Patienten mit schwerwiegenden Herzrhythmusstörungen sein. Sind Sie betroffen? Bleiben Sie dran für weitere Updates und Entwicklungen aus der Welt der medizinischen Innovation!