Unterhaltung

«Les barbares»: Wovor sich die Bretagne laut Julie Delpy fürchtet

2025-03-28

Autor: Noah

Die Welt ist alles andere als idyllisch, und das weiß auch Julie Delpy. Ihre neueste Regiearbeit, «Les barbares», beginnt mit den zauberhaften Worten: «Es war einmal in Paimpont ...». Dieses bretonische Dorf existiert tatsächlich – und das erste Gesicht, das uns im Film anlächelt, könnte ohne Zweifel als Symbol unserer Zeit angesehen werden: das von Präsident Macron.

Wir befinden uns im Frühling 2022, als die Konflikte in der Welt ihren Höhepunkt erreichen. Paimpont, ein charmantes Dorf, mag zwar auf den ersten Blick friedlich erscheinen, doch die Realität ist komplizierter. Die harmlose Szenerie wird von einer Typologie geprägt, die an die typische französische Kleinstadt erinnert, angeführt von einem leicht überforderten Bürgermeister und einer überaus engagierten Lehrerin, gespielt von Julie Delpy selbst.

Unter den Einwohnern finden sich Charaktere aus verschiedenen politischen Lagern: vom Alt-Hippie aus Paris, der in Paimpont ein neues Zuhause gefunden hat, bis hin zu einem ausländerfeindlichen Klempner, der sich gegen Veränderungen wehrt.

Das Thema der Nächstenliebe wird auf die Probe gestellt, als der Gemeinderat zustimmt, ukrainische Asylsuchende aufzunehmen. Umso mehr ist die Aufregung groß, als bekannt wird, dass die Neuankömmlinge nicht aus der Ukraine, sondern aus Syrien stammen. Der Klempner kann sein Missfallen nicht zurückhalten und reagiert mit Fremdenfeindlichkeit. Bei einem Gespräch mit dem Bürgermeister wird ihm erklärt, dass Syrer gerade auf dem Flüchtlingsmarkt weniger „nachgefragt“ werden als Ukrainer.

Seine überzogenen Reaktionen führen zu fremdenfeindlichen Aktionen, wie dem Sprühen von Parolen wie „Raus mit den Barbaren!“ auf die Wände der syrischen Familie. Diese wird jedoch als gebildete und sympathische Asylsuchende dargestellt, was eine interessante Konfrontation zwischen Klischee und Realität schafft.

Julie Delpys Film ist nicht nur politisch, sondern auch gesellschaftskritisch. Die Familie Fayad könnte direkt aus einem Film von Ken Loach stammen, während die Einheimischen eine groteske Komik an den Tag legen, die an französische Komödien erinnert. Die Rache der betrogenen Bretons zeigt den verzweifelten Humor, den viele in ernsten Situationen verwenden – eine Parodie der menschlichen Natur.

Das Drehbuch, an dem Delpy mitgeschrieben hat, gibt ihrer Figur, der Lehrerin Joëlle, mehr Tiefe als den anderen Charakteren und macht sie zu einer Stimme der Vernunft inmitten des Chaos. Wer könnte nicht nachvollziehen, dass wir alle in einer Welt leben, die wie ein großes Dorf wirkt, in dem es an der Zeit ist, den gegenseitigen Respekt und das Verständnis zu fördern?

Der Film erscheint am 27. März 2025 in den Kinos und verspricht sowohl Lacher als auch Tiefe in einer Welt, die oft als getrennt und konfliktbeladen wahrgenommen wird. Konnte die Bretagne zugleich die Barbaren und die Zukunft der Menschlichkeit in sich vereinen?