
Lars Leuenberger – Der unterschätzte Trainer von Gottéron auf dem Weg zur Hockey-Ewigkeit
2025-03-28
Autor: Simon
Eismeister Zaugg
Lars Leuenberger – der vielleicht am meisten unterschätzte Trainer in der Geschichte des Schweizer Eishockeys.
Gerade hat Lars Leuenberger im Playoff-Auftakt Jussi Tapola, einen der erfolgreichsten Trainer Europas, ausgecoacht. Damit untermauert er erneut seine Fähigkeiten auf der großen Bühne, während gleichzeitig der Druck auf das neu ernannte Trainerteam um Roger Rönnberg bei Gottéron steigt.
In seiner bisherigen Karriere hat Lars nie wirklich die Anerkennung erhalten, die er verdient. Sein Werdegang als Cheftrainer in der höchsten Liga war geprägt von Hindernissen – oft war er nur die zweite Wahl oder kam als Notlösung ins Spiel. 2015/16 übernahm er beim SC Bern, weil NHL-Coach Guy Boucher entlassen wurde, doch einen Platz an der Bande hatte er nur Dank seines Bruders Sven, der als Sportchef fungierte und bereitwillig seinen Rücktritt als Sportchef anbot, um Lars den Weg zu ebnen.
Sein Erfolg als Trainer ist unbestritten. 2016 führte er den SCB zum Meistertitel und erlebte mit den Elite-Junioren unter seinem Bruder Sven eine ähnliche Erfolgsgeschichte. Während der Zeit nach seinem SCB-Engagement war er viele Jahre als Scout tätig, was ihm erlaubte, mehr Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Seine Frau, die TV-Moderatorin Nicole Berchtold, unterstützt ihn dabei und sorgt für einen ausgewogenen Alltag.
Jetzt bei Gottéron hat er sich als logischer Nachfolger von Patrick Emond etabliert, nachdem er erneut als „Nottrainer“ gestartet ist. Mit jedem Sieg in den kommenden Playoffs wird der Druck auf Rönnberg, den neuen Cheftrainer von Gottéron, größer. Die emotionale Unterstützung von Lars wird unmissverständlich sein. Doch was passiert, wenn die Mannschaft nicht die gewünschten Ergebnisse liefert oder das Spielniveau in den Keller geht?
Die Vergangenheit zeigt, dass Lars ein beachtliches Talent hat, während der Druck in den entscheidenden Momenten zu wachsen. Er hat in seinen bisherigen Karrierejahren zahlreiche beeindruckende Trainer geschlagen, darunter Marc Crawford (ZSC Lions), Arno Del Curto (Davos) und Doug Shedden (Lugano). Dabei ist sein Erfolg nicht nur Zufall, sondern das Ergebnis harter Arbeit und einer bemerkenswerten Strategie.
Wenn Lars Leuenberger Kanadier oder Finne wäre, würde er sicher jedes Jahr eine Vielzahl an Angeboten erhalten. Aber als Schweizer muss er um seine Position kämpfen, was deutlich macht, wie unfair die Wahrnehmung von Schweizer Trainern oft ist. Trotz herausragender Leistungen von anderen Schweizern in der Liga, die ebenfalls wenig Anerkennung erhalten, bleibt es eine Herausforderung für Lars, seinen Platz in der Hockeywelt zu finden.
Eine weitere Herausforderung für Lars und seine Karriere ist das kulturelle und sprachliche Umfeld. Obwohl er die Fähigkeit hat, in mehreren Sprachen zu kommunizieren, tun sich viele Schweizer Spieler schwer mit einem Trainer, der in ihrer Muttersprache oder in stark akzentuiertem Hochdeutsch spricht. Das hat ihn in der Vergangenheit in Olten hinterfragt und seine Bemühungen sind oft divers interpretiert worden.
Ein weiterer interessanter Aspekt in Lars' Karriere ist die enge Verbindung zwischen ihm und seinem Bruder Sven, die beide in unterschiedlichen Rollen das Schweizer Hockey mitgestaltet haben. Sven, als Sportchef beim SCB und seit 2017 beim ZSC, hat bereits mehrere Meisterschaften gewonnen. Lars und Sven haben gemeinsam in den letzten 30 Jahren die Liga formiert und revolutioniert. Ihre gemeinsamen Erfolge und die Erfolge ihrer Teams haben das Schweizer Hockey geprägt und einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Die Reise von Lars und Sven ist noch lange nicht zu Ende. Beide sind im besten Alter für weitere Erfolge, und angesichts der derzeitigen Dynamik könnte es durchaus sein, dass sie noch einige Titel im Eishockey dabeihaben. Vielleicht wird die Saison 2025 für Lars zu einem neuen goldenen Kapitel in seiner Trainerkarriere, das ihn endlich die Anerkennung einbringt, die er schon lange verdient hat.