Technologie

Künstliche Intelligenz als Schlüssel zur Unabhängigkeit für Menschen mit Behinderung?

2024-11-08

Autor: Sofia

Stellen Sie sich vor, ein blinder Mann steht vor dem Buckingham-Palast, sein Smartphone erhellt die Umgebung und informiert ihn: "Ist der König anwesend?" Überrascht erhält er die Antwort: "Ja, die Flagge auf dem Palast zeigt es." Diese Szenarien sind nicht mehr Science-Fiction, sondern Realität dank innovativer Technologien.

Die Sehbehinderten-Revolution

Immer mehr Start-ups wie Be My Eyes und EnvisionGlasses setzen auf künstliche Intelligenz, um revolutionäre Hilfsmittel für sehbehinderte Menschen zu entwickeln. Ob spezielle Brillen, die Etiketten vorlesen, oder Smartphone-Apps, die Umgebungen beschreiben – die Möglichkeiten scheinen grenzenlos. Diese Technologien versprechen ein neues Zeitalter der Unabhängigkeit für Menschen mit Behinderung, wo Informationen sofort zugänglich und Unterstützung allgegenwärtig ist.

Die Schattenseite der Innovation

Doch es gibt auch kritische Stimmen, wie die von René Jaun, einem blinden Technologie-Journalisten. Viele seiner Erfahrungen mit vermeintlich bahnbrechenden Hilfsmitteln endeten in Enttäuschung. "Die Geräte hielten nicht annähernd, was sie versprachen," berichtet er und hebt hervor, dass er selbst mehrfach enttäuscht von neuen Technologien war.

Er schätzt die Bemühungen der Unternehmen, doch wie sicher sind diese Technologien tatsächlich? Jaun berichtet von einer KI-basierten App, die Texte vorlesen kann – jedoch ist die Funktionaliät nicht immer zuverlässig. "Sie hat schon einmal Kopfwehtabletten mit Fußpilzcreme verwechselt," so Jaun weiter.

Wissenschaftliche Herausforderungen

Sarah Ebling, Professorin für Computerlinguistik an der Universität Zürich, macht auf zwei zentrale Probleme aufmerksam. Die KI versteht häufig nicht den Kontext, in dem sie verwendet wird, und kann sich auf unwesentliche Details konzentrieren, die vom eigentlichen Anliegen ablenken. Ebenso gibt es das Phänomen des 'Halluzinierens', bei dem die KI nicht erkennt, dass sie überfordert ist und falsche Informationen liefert. "Wir arbeiten daran, diese Probleme zu lösen," berichtet Ebling.

Ein unerkannter Held: Das Smartphone

Trotz der bestehenden Herausforderungen betrachtet René Jaun das Smartphone als die wahre stille Revolution. Vor 20 Jahren war es ihm undenkbar, dass eine blinde Person mit einem Touchscreen umgehen könnte. Doch alles änderte sich mit dem iPhone 3GS, das 2009 erschien. Zum ersten Mal gab es eine Software, die Sehbehinderten Texte auf dem Bildschirm vorlesen konnte, was eine immense Erleichterung für viele Menschen darstellt.

Screenreader-Technologien auf iPhone und Android haben die Zugänglichkeit gängiger Apps revolutioniert, was bedeutet, dass blinde Menschen jetzt viel selbstständiger leben können. Jaun berichtet von seiner bevorstehenden Geschäftsreise zu einer Konferenz in den USA, gefolgt von einer Erkundungstour durch die USA – und das ganz alleine.

Blick in die Zukunft

Die Fortschritte in der KI-Technologie bringen Hoffnung und Herausforderungen mit sich. Während die Technologie weiterhin innoviert wird, bleibt die Frage, wie Unternehmen sicherstellen können, dass diese Hilfsmittel tatsächlich die versprochene Unabhängigkeit bieten. Ein Aufruf zur Verantwortlichkeit in der Branche und ständige Forschung sind unerlässlich, um die Kluft zwischen Versprechen und Realität zu schließen.

Diese Entwicklungen könnten schließlich nicht nur die Lebensqualität von Menschen mit Behinderungen verbessern, sondern auch eine gesellschaftliche Veränderung herbeiführen, die Inklusion und Barrierefreiheit in den Vordergrund rückt. Und das ist eine Revolution, die wir alle unterstützen sollten!