
Kathmandu in Flammen: Lorenzo berichtet von den Protesten
2025-09-10
Autor: Lara
Die Situation eskaliert
In Kathmandu brennen staatliche Gebäude und Villen von Politikern, während die Proteste gegen Korruption ein neues Level der Gewalttätigkeit erreichen.
Der junge Tessiner Lorenzo, der zurzeit in Boudha, einem spirituellen Stadtteil mit Klöstern und dem legendären Großen Stupa studiert, befindet sich mitten im Geschehen.
Unruhen und Zerstörung
Erfahrungsgemäß ist Boudha eine ruhige Zone, doch die letzten Tage haben alles verändert. 'Hier brennt nun auch alles,' berichtet Lorenzo betroffen. Bei den Protesten sind mindestens 19 Menschen ums Leben gekommen, und selbst das Oberste Gericht wurde in Brand gesetzt.
Die Jugend erhebt sich
Die heftigen Proteste, hauptsächlich von jungen Bürgern der "Gen Z", wurden ausgelöst durch eine Blockade von sozialen Medien, die von der Regierung als unrechtmäßig angesehen wurde. Demonstrierende stürmten Regierungsgebäude, setzten das Steueramt und die Redaktion der größten Zeitung, der "Kantipur Post", in Brand.
Die Wut richtete sich auch gegen die Privatvillen von Spitzenpolitikern: 'Politiker sind Diebe, verlasst das Land' skandierten die Demonstranten, während sie Ambitionen zu Plünderungen äußerten. Tragischerweise kam bei einem Brand im Haus des früheren Premiers Jhalanath Khanal dessen Frau ums Leben.
Militärpatrouillen in der Stadt
Nach den explosiven Auseinandersetzungen, die zum Rücktritt des Ministerpräsidenten Khadga Prasad Oli führten, patrouilliert nun das Militär in den Straßen Kathmandus. Soldaten sichern die Straßen, kontrollieren Fahrzeuge und warnen die Bürger vor einer Ausgangssperre.
Es ist selten, dass die Armee in Nepal mobilisiert wird, und zu Beginn der Unruhen hielten sich die Soldaten zurück.
Der Alltag im Chaos
Lorenzo und seine Kommilitonen fühlen sich in ihrem Kloster zwar einigermaßen sicher, bleiben aber vorsichtig. 'Gestern wurde ich beim Meditieren plötzlich im Tempel eingeschlossen, während draußen die Proteste tobten,' berichtet er.
Die Unruhen führten zu Schul- und Universitäts-Schließungen sowie eingestellten Flügen. 'Früher konnte man alle zehn Minuten ein Flugzeug sehen; jetzt ist der Himmel leer,' beschreibt der Tessiner die verstörende Lage.
Zukunft ungewiss, Hoffnung bleibt
Trotz der instabilen Situation hat Lorenzo die Schweizer Botschaft informiert und überlegt, ob er seine Rückreise am 27. September vorziehen sollte.
'Die Einheimischen sind optimistisch und glauben, dass sich die Lage bald beruhigen wird. Aber wer kann das schon sagen?' Trotz der angespannten Augenblicke bleibt der Student gelassen: 'Wir vertreiben uns die Zeit mit Gitarrespielen und Essen. Natürlich sind wir aufgewühlt, aber wir sind auch zuversichtlich, dass es bald besser wird.'