Welt

«Ich fürchte mich vor Donald Trump»: 20 Minuten bei der Demo zur Amtseinführung

2025-01-18

Autor: Laura

«Am Rande des «People Marches» am Lincoln Memorial in Washington D.C. treffe ich eine Vielzahl von christlich-fundamentalistischen Demonstrierenden, die teils extreme Botschaften gegen Homosexualität und Abtreibung verbreiten.

«Transparente wie «Gleichgeschlechtlicher Sex ist eine Sünde» oder «Hast du schon Aids?» sind in den USA unter dem Schutz des First Amendment, also desrechts auf Meinungsfreiheit, weit verbreitet. In der Schweiz würde eine solche Provokation vermutlich an der Grenze der Legalität stehen.

«Die Demonstrationen sind von unterschiedlichen Weltanschauungen geprägt, doch bleibt die Stimmung friedlich. Ein christlicher Fundamentalist diskutiert mit einem Protestierenden, der ihm ein Schild mit der Botschaft «F*** dich, du verdammter Faschist» entgegenhält.

Während eines Interviews mit einem Trump-Anhänger, James Caulkins aus Florida, der seine «MAGA»-Cap stolz trug, lobte dieser das First Amendment und erwiderte gelassen auf die Frage, ob ihm die Kritiker störten: «Nein, ganz und gar nicht. Das ist es, was Amerika so großartig macht: die Freiheit, auch das zu tun, was sie tun.» Sein Fazit: «Wir werden das Land schon überzeugen - so wie sie es wollen. Aber wir haben gewonnen, also ist das irrelevant.» Er beschrieb einige der Demonstrierenden als «nett» und andere als «nicht so nett», doch das sei in Ordnung.

Im Gegensatz zu Caulkins war Lauren (27) aus Delaware weniger optimistisch: «Ich bin hier, um gegen Donald Trump und seine Regierung zu protestieren, die unsere Rechte wegnehmen wollen, anstatt für unsere Freiheit zu kämpfen.» Ein zentrales Anliegen für sie seien die Frauenrechte. Auf ihrem Banner prangte ein Bild von Kamala Harris mit dem Text: «Wäre ich ein Mann, wäre ICH der Mann.» Lauren schloss mit den Worten: «Ich fürchte mich vor Donald Trump und seinen Nominierungen fürs Kabinett. Ich habe Angst vor den Dingen, die er in seiner letzten Amtszeit getan hat – und nun kommt er zurück.»

Nach katastrophalen Waldbränden in Kalifornien bin ich in Washington D.C. angekommen. Anstelle des milden Wetters erwarte ich hier, insbesondere am Tag der Amtseinführung, eisige Kälte. Aufgrund der prognostizierten Minustemperaturen wird die Vereidigung Trump in ein Innengebäude verlegt. In Washington D.C. stellt sich daher heraus: Eine Winterjacke, ein Schal und Handschuhe sind viel nötiger als eine Gesichtsmaske.

Für den heutigen Samstag sind zahlreiche Proteste von Trump-Gegnern angesetzt. Beim «People's March on Washington» werden zehntausende Demonstranten erwartet, darunter aktive Mitglieder von Frauenrechtsorganisationen, Abtreibungsbefürworterinnen und Bürgerrechtler. Am Sonntag wird Trump dann bei einer eigenen Rally auftreten. Sowohl Gegner als auch Anhänger Trumps sind also bereits am Wochenende vor der Amtseinführung in Washington D.C. anwesend – eine explosive und spannungsgeladene Situation, die die Gemütsregungen in den USA widerspiegelt.