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Homeoffice-Aus bei Amazon: Steht der Schweiz das gleiche bevor?

2024-09-19

Amazon zieht die Reißleine: Ab Januar 2025 müssen alle Mitarbeiter wieder täglich ins Büro kommen. CEO Andy Jassy betont, dass gemeinsames Arbeiten effizienter sei und die Teams stärker zusammenschweiße. Doch was bedeutet das für die Schweiz?

Im Kontext des globalen Trends, Homeoffice abzubauen, steht auch die Schweiz unter Druck. Unternehmen wie Schindler haben kürzlich ihre Mitarbeiter darüber informiert, dass Homeoffice nicht mehr gestattet ist, und das oft mit nur einem kurzen Vorlauf von zwei Tagen. Während einzelne Abteilungen zuvor bis zu 100 % remote gearbeitet haben, heizt dies die Debatte über flexibles Arbeiten an.

Experten wie Johann Weichbrodt, Organisationspsychologe an der Fachhochschule Nordwestschweiz, kritisieren diese Entscheidungen als rückständig. Weichbrodt führt umfassende Studien über die Vorteile des Homeoffice durch. Mitarbeiter, die die Möglichkeit haben, flexibel zu arbeiten, zeigen nicht nur mehr Zufriedenheit, sondern oft auch eine gesteigerte Produktivität. "Die Menschen schätzen Autonomie und fühlen sich motivierter, wenn sie selbst entscheiden können, von wo aus sie arbeiten", erklärt er.

In der Tat zeigen zahlreiche Studien, dass Mitarbeiter im Homeoffice sogar bessere Leistungen erbringen. Darüber hinaus erleichtert flexibles Arbeiten die Koordination zwischen Beruf und Privatleben erheblich. Die psychologischen Vorteile des Wegfalls täglicher Pendelzeiten sind nicht zu unterschätzen: weniger Stress, bessere Gesundheit und insgesamt eine höhere Lebensqualität. Weichbrodt berichtet, dass jeder ersparte Pendeltag die Gesundheit der Mitarbeiter fördert.

Trotz dieser positiven Aspekte warnt Weichbrodt jedoch vor der Gefahr der Isolation. Er empfiehlt, dass Mitarbeiter etwa zwei bis drei Tage pro Woche im Homeoffice arbeiten, um ein gesundes Gleichgewicht zu finden.

Um die vielen Vorteile des Homeoffice voll auszuschöpfen, sollten Unternehmen individuelle Vereinbarungen anstreben. Statt starre Regeln ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter einzuführen, sollten Führungskräfte gemeinsam mit ihren Teams die Erwartungen an Präsenzarbeit erörtern. Ein solches Vorgehen kann die Teamdynamik fördern und das Engagement der Mitarbeiter steigern.

In Anbetracht der gegenwärtigen Entwicklungen in der Schweiz glaubt Weichbrodt nicht an einen Rückkehr-Trend zur reinen Präsenzarbeit. Die hohe Arbeitsmoral und das Engagement der Schweizer Arbeitnehmer sind ideale Voraussetzungen für flexibles Arbeiten. Zukünftig erwarten Mitarbeiter mehr Flexibilität, und Unternehmen müssen sich auf diesen Wandel einstellen, um im Wettbewerb bestehen zu können.

Die Frage bleibt, ob Unternehmen, die restriktivere Maßnahmen einführen, dies aufgrund eines Mangels an Vertrauen in ihre Mitarbeiter tun oder aus anderen Gründen. Fakt ist: Die Forschung bietet kaum Anhaltspunkte dafür, dass ein Ende der Flexibilität im Arbeitsleben gerechtfertigt wäre. Die Entwicklungen bei Amazon könnten somit ein Warnsignal für Schweizer Unternehmen sein, die sich noch gegen das Homeoffice sträuben.