Gesundheit

Hirnentzündung: „Bei bakterieller Meningitis verschlechtert sich die Prognose pro Stunde um 30 %“ – Neue Hoffnung durch genetische Tests!

2024-11-15

Autor: Gabriel

Ein neu entwickelter genetischer Test könnte die Behandlung von Hirnentzündungen revolutionieren. Dieser Test analysiert die Hirnflüssigkeit und kann nahezu alle bekannten Erreger identifizieren – von Viren bis hin zu Bakterien, Pilzen und Parasiten. Dies erleichtert nicht nur die Diagnose sondern ermöglicht auch eine gezielte Therapie. Ein Forschungsteam aus den USA hat eine umfassende Studie präsentiert, die auf Proben aus den letzten sieben Jahren basiert.

Infektionen des Zentralen Nervensystems (ZNS) wie Meningitis und Enzephalitis können lebensbedrohlich sein. Die schnelle Diagnose und Behandlung ist entscheidend, um schwerwiegende Folgen zu vermeiden. Oft bleibt bei herkömmlichen Testmethoden bei Meningoenzephalitis die Ursache unklar, weshalb neue Technologien wie das metagenomische Next-Generation-Sequencing (mNGS) von großer Bedeutung sind.

Das innovative Verfahren, das von einem Team um den Wissenschaftler Chiu entwickelt wurde, isoliert und sequenziert genetisches Material aus der Hirnflüssigkeit. Diese Sequenzen werden anschließend mit großen Datenbanken abgeglichen, was ermöglicht, unbekannte Erreger aufzufinden. Einer der Experten, Neurologe Helge Roland Topka von der München Klinik Bogenhausen, beschreibt das System als „fascinierend“, da es auch seltene Erreger erfassen kann.

Die Studienergebnisse zeigen, dass in 14,4 Prozent der untersuchten Proben (insgesamt 4828) eine Infektion festgestellt wurde. Besonders alarmierend: Bei fast der Hälfte der nachgewiesenen Erreger handelte es sich um DNA-Viren. Bei der Analyse spezifischer Proben stellte sich heraus, dass das mNGS-Verfahren die verantwortlichen Erreger in 22 Prozent der Fälle allein identifizierte.

Kritisch bleibt jedoch die Zeit, die für die Analysen benötigt wird – derzeit etwa 3,5 Tage. Dies ist zu lang, um bei akuten Infektionen schnell zu reagieren. Topka betont, dass sich bei einer bakteriellen Meningitis die Prognose pro Stunde um 30 Prozent verschlechtert. Um sofortige Maßnahmen zu ergreifen, wird derzeit am häufigsten ein Multiplex-PCR-Schnelltest eingesetzt, der in weniger als einer Stunde Ergebnisse liefert, jedoch nur für eine begrenzte Anzahl häufiger Erreger.

Die mNGS-Technologie hat das Potenzial, entscheidende Informationen in schwierigen Fällen zu liefern, insbesondere bei Erregern, die nicht kultiviert werden können. Erkrankungen wie die durch das Borreliose-Bakterium Borrelia burgdorferi oder die Katzenkratzkrankheit verursachte Bartonella henselae könnten besser diagnostiziert werden.

Eine alarmierende Entwicklung zeigte sich zuletzt in Mexiko, wo die Methode nach einem Ausbruch von pilzbedingter Meningitis 2023 den Erreger Fusarium solani bei einem ersten US-Patienten identifizieren konnte. Dies brachte die Gesundheitsbehörden auf das Problem aufmerksam und unterstreicht die Notwendigkeit solcher Technologien zur Bekämpfung seltener, aber lebensbedrohlicher Infektionen.

Die Risiken von Infektionen mit seltenen Erregern nehmen auch in Deutschland zu, bedingt durch internationale Reisen und den globalen Handel. Experten fordern eine schnellere Umsetzung der neuen Testmethoden, um bessere diagnostische Möglichkeiten zu schaffen. Derzeit kostet der Test etwa 3000 Dollar (ca. 2800 Euro), was ihn hauptsächlich für wohlhabende Länder geeignet macht. Es besteht jedoch die Hoffnung, dass die Kosten in Zukunft sinken werden.

Darüber hinaus wird in Fachkreisen ein weiteres mNGS-Verfahren diskutiert, das innerhalb eines Tages virale Ursachen von Atemwegsinfektionen identifizieren kann und dabei eine Zuverlässigkeit von 94 Prozent aufweist. Solche Entwicklungen könnten die Zukunft der infektiologischen Diagnostik entscheidend prägen und damit gravierende gesundheitliche Folgen bestimmter Erkrankungen verringern.