Herbstmesse-Tradition: Magenmorsellen nach 125 Jahre altem Rezept
2024-11-10
Autor: Mia
Um 11 Uhr am Morgen bereitet Nicole Jost ihren Messestand vor. Hunderte von bunten Plättchen liegen bereit, als die ersten Kunden ankommen.
„Banane, Himbeere, Aprikose und Zwetschge“, bestellt ein kleines Mädchen und genießt eines der farbenfrohen Zuckerplättchen: „Sie sind sehr süß, aber man schmeckt die Frucht trotzdem heraus.“
Die Magenmorsellen sind eine „zuckersüße Verführung nach einem Apothekerrezept aus dem Jahre 1899“, erklärt Jost. Das ursprüngliche Rezept enthält neben viel Zucker auch verschiedene Fruchtessenzen und Gewürze.
Jedes einzelne Plättchen wird in Handarbeit hergestellt. „Ich mache die Magenmorsellen auch heute noch nach dem Originalrezept von 1899“, so Nicole Jost weiter.
Ursprung als Heilmittel
Das Rezept stammt von einem Apotheker aus Tübingen und wurde ursprünglich als Medikament gegen Sodbrennen und Magenbeschwerden entwickelt. Die bitteren Gewürze wurden mit Zucker gekocht, um sie schmackhafter zu machen.
Später wurde das Rezept an den Basler Emil Stern verkauft, der die Magenmorsellen seit 125 Jahren auf der Herbstmesse vertreibt. In der Zwischenzeit haben die Nachfahren von Emil Stern weitere Geschmacksrichtungen kreiert, sodass es mittlerweile 20 verschiedene Varianten gibt. Doch auch die Originalversion mit verschiedenen Kräutern ist nach wie vor sehr beliebt.
„An einem Messetag mit Würsten, Magenbrot und Käseküchlein passt eine Morselle perfekt für den Magen“, sagt die Geschäftsführerin Nicole Jost.
Der Name Magenmorsellen stammt übrigens aus dem Französischen: vom Wort „morceau“, was „Stück“ bedeutet – ein Stück für den Magen.
Nostalgische Momente für die Besucher
Die Zuckerstückchen für die Magen sind seit Generationen ein fester Bestandteil der Basler Herbstmesse. Nicole Jost verkauft sie in der dritten Generation und viele Besucher zeigen sich nostalgisch. Ein älterer Mann kauft zwei Stück mit Schokoladen- und Vanillegeschmack und sagt: „Magenmorsellen gehören einfach zu einem Messebesuch dazu. Ich habe sie in meiner Kindheit von meinem Großvater bekommen.“
Kaum ist er fort, kommen einige Schüler, die auf Anweisung ihres Lehrers die Magenmorsellen probieren. Nicole Jost berichtet oftmals von nostalgischen Erinnerungen, die die Leute mit den Süßigkeiten verbinden: „Oft höre ich, meine Mutter hat die immer gekauft.“
Die Magenmorsellen kann man nur während der Herbstmesse und dem Weihnachtsmarkt kaufen. Im Sommer ist Nicole Jost nicht in der Küche tätig, sondern arbeitet auf einem Campingplatz.
Die Tradition wird fortgeführt, sagt sie. In diesem Jahr half ihr 3-jähriger Sohn bereits beim Brechen der Plättchen. Auch die Tochter des anderen Geschäftsinhabers packt fleißig mit an.
Diese süßeste Versuchung macht nicht nur die Messetage unvergesslich, sie erzählt auch von der reichen Kultur und Geschichte, die in jedem Biss steckt.