GPS-Navigation: Schadet Google Maps unserem Orientierungssinn?
2024-09-19
Autor: Emma
Wer erinnert sich nicht an die stressigen Zeiten, in denen man im Urlaub ohne Navigationsgerät durch das verwirrende Einbahnstraßensystem eine italienischen Altstadt irren musste? Vor der Ära von Google Maps schien es eine Herausforderung, das Ferienhaus oder das nächste Restaurant zu finden.
Heutzutage erleichtern GPS-Geräte das Reisen nicht nur im Auto, sondern auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad enorm. Aber wie sieht es mit den Nebenwirkungen dieser technologischen Hilfsmittel aus? Verliert unser Gehirn die Fähigkeit zur natürlichen Orientierung, wenn wir uns blind auf unsere Navis verlassen?
Die Wissenschaft liefert alarmierende Hinweise: Studien legen nahe, dass häufiger Gebrauch von GPS dazu führt, dass Menschen weniger von ihrer Umgebung wahrnehmen. Tatsächlich könnte die Fähigkeit, sich an Wegmarken oder charakteristische Punkte zu erinnern, leiden, wenn man sich zu sehr auf technische Unterstützung verlässt. Ein weit verbreitetes Phänomen ist die sogenannte "technologische Infantilisierung", bei der kognitive Fähigkeiten verkümmern, weil Maschinen die mentalen Aufgaben übernehmen, die früher Menschen selbst erledigen mussten.
Eine aktuelle Meta-Analyse von Psychologinnen der Universität Padua, geleitet von Laura Miola und Chiara Meneghetti, zeigt, dass die Ergebnisse in der Forschungsliteratur über die Auswirkungen von GPS auf unsere Orientierung widersprüchlich und mit großen Unsicherheiten behaftet sind. Während eine der Erkenntnisse ist, dass Menschen, die GPS nutzen, seltener ein Bewusstsein dafür entwickeln, wo genau sie sich befinden, zeigt eine andere interessante Beobachtung: Die Nutzung von Navigationsgeräten führt tatsächlich dazu, dass Nutzer ihr Ziel leichter erreichen. Kein Wunder, schließlich sind digitale Karten zuverlässiger als analoge Landkarten.
Aber wie zuverlässig sind die Studienhersagen? Relevante Informationen werden durch methodische Unterschiede und oft zu kleine Probandengruppen in der Forschung verzerrt. Von 23 ausgewerteten Studien erfüllten 68 Prozent nicht einmal grundlegende Gütekriterien. Dies bedeutet, dass wir noch lange nicht die volle Wahrheit über die Auswirkungen von GPS-Geräten auf unsere kognitiven Fähigkeiten kennen.
Das Fazit ist klar: Momentan handelt es sich um ein großes Rätsel bezüglich der Effekte von GPS-Geräten auf die menschliche Orientierung. Forscher und Experten müssen intensiver daran arbeiten, um ein klareres Bild zu schaffen – könnten wir eines Tages in einer Welt leben, in der GPS uns nicht nur an unser Ziel führt, sondern auch unsere Fähigkeit zur Navigation im eigenen Kopf gefährdet? Es bleibt spannend!