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Frauen in Krankenhäusern: Die unsichtbare Barriere der Karriere

2025-09-08

Autor: Noah

Karriere im Gesundheitswesen: Ein Geschlechterungleichgewicht

Es ist ein weit verbreiteter Fakt: Gemischte Teams reagieren flexibler und leistungsfähiger als einheitliche. Doch in der Schweiz ist der Unterschied erschreckend: In den Führungsetagen großer Unternehmen sind Männer fast doppelt so häufig vertreten wie Frauen. Diese alarmierende Erkenntnis kommt aus einem aktuellen Bericht der Universität St.Gallen und des Wirtschaftsverbands Advance.

Die gläserne Decke: Ein unsichtbares Hindernis

Ines Hartmann, Mitautorin des Berichts, beschreibt das Phänomen der 'gläsernen Decke', die Frauen in höheren Führungspositionen von ihrem Aufstieg abhält. Besonders deutlich wird dies im Gesundheitswesen, wo Frauen in unteren Managementebenen gut vertreten sind, aber schnell an ihre Grenzen stoßen. "Es ist unklar, warum dies geschieht", so Hartmann.

Männliche Dominanz in der Ärzteschaft

Die Führungsetagen der Krankenhäuser werden überwiegend von Männern dominiert. Viele Ärztinnen zögern, öffentlich über die Herausforderungen zu sprechen, stoßen jedoch immer wieder auf veraltete Rollenbilder: Ein Chefarzt wird oft als jederzeit verfügbar, allwissend und durchsetzungsstark angesehen - Eigenschaften, die kulturell weniger mit Frauen in Verbindung gebracht werden.

Angstkultur und Konkurrenz im Krankenhaus

Die Ärztinnen berichten von einer Angstkultur und immensem Druck, besonders an Universitätskliniken. Diese brutale Konkurrenz ist für viele Frauen - und auch viele Männer - ein Grund, Karrieren aufzugeben und in weniger belastende Stellen zu wechseln, auch in regionalen Krankenhäusern oder in Praxen.

Der Aufstieg: Wer wird befördert?

Führungschancen sind im Gesundheitswesen relativ rar. Hartmann stellt fest, dass die Beförderungsprozesse entscheidend sind: "Wie wird entschieden, wer eine leitende Position verdient?" Oft werden langjährige Mitarbeitende befördert, unabhängig von ihrer Eignung, was die Chancen der besten Kandidaten untergräbt. Formale, transparente Beförderungsprozesse könnten hier Abhilfe schaffen.

Die Tech-Industrie als positives Beispiel

Im Gegensatz dazu hat sich in der Tech-Industrie viel getan. Linda de Winter, die an die Spitze eines großen IT-Teams bei der Kreditkartenfirma Swisscard aufgestiegen ist, berichtet von ihren eigenen Erfahrungen mit gläsernen Decken. Trotz Hindernissen hat sie nie aufgegeben und wurde beim dritten Kind sogar während des Mutterschaftsurlaubs befördert.

Vielfalt als Schlüssel zum Erfolg

De Winter rät Führungskräften, Frauen mehr zuzutrauen: "Jede Firma hat diverse Kunden. Um diese zu verstehen, müssen wir die Perspektive wechseln, was in einem heterogenen Team am besten gelingt." Inklusion könnte nicht nur das Arbeitsumfeld verbessern, sondern auch den Unternehmenserfolg steigern.