
ETH Zürich verlässt X – droht uns eine «Echokammer des Irrsinns»?
2025-03-28
Autor: Alina
Zürich, 28. März 2025 - Die ETH Zürich hat sich, wie viele andere deutschsprachige Hochschulen, von der umstrittenen Plattform X zurückgezogen. Ein Experte bezeichnet diesen Schritt als erheblichen Verlust für die akademische Diskussion und die öffentliche Debatte.
Kürzlich hat die ETH Zürich ihre Accounts auf X seit dem 18. März nicht mehr bedient. Laut der Sprecherin Franziska Schmid basiert dieser Entschluss auf einer detaillierten Bewertung der Nutzerinteraktionen und der Reichweite der Beiträge. Die Interaktionen mit den Inhalten der ETH haben in den letzten Jahren merklich abgenommen und die Plattform bietet den von der Hochschule angestrebten Mehrwert für die Öffentlichkeitsarbeit nicht mehr.
Besonders besorgt äußert sich Schmid über den Anstieg automatisierter Accounts, die die Moderation erschweren und dadurch die Qualität der Diskussion auf der Plattform weiter verschlechtern. In Anbetracht dieser Veränderungen beschloss die ETH, ihre Kommunikationsstrategie zu überdenken und sich auf Plattformen zu konzentrieren, die effektivere Kanäle für ihre Botschaften bieten.
Die Universität Bern hat ebenfalls Anfang März ihren Rückzug angekündigt, wobei deren Metriken zeigten, dass die Zielsetzungen auf X nicht mehr erreicht werden konnten. Reaktionen auf diese Entscheidung waren allgemein positiv, was die Verantwortlichen erfreute.
Währenddessen prüfen die Universitäten Zürich und Freiburg ihre Präsenz auf X genauer. Beide Hochschulen erkennen die Notwendigkeit, die Vor- und Nachteile der Plattform zu analysieren, um eine informierte Entscheidung über ihren Verbleib zu treffen. Die Universität Luzern beobachtet die Situation ebenfalls sorgfältig, hat jedoch noch keine Entscheidung getroffen.
Die über 60 deutschsprachigen Hochschulen, die sich gemeinsam von X zurückgezogen haben, äußern Bedenken über die verstärkte algorithmische Verbreitung von rechtspopulistischen Inhalten auf der Plattform. Ihre Rückzüge sind Ausdruck eines Engagements für faktenbasierte Kommunikation und ein Zeichen gegen antidemokratische Tendenzen.
Ein Sozialwissenschaftler weist jedoch darauf hin, dass der Rückzug der akademischen Institutionen von X auch kontraproduktiv sein könnte im Kampf gegen Falschinformationen und Populismus. Marko Kovic erklärt, dass die Plattform nach wie vor stark genutzt wird und das Fehlen rationaler Stimmen die Diskussion nur weiter ins Extrem treiben könnte.
Zusammenfassend ist die Entwicklung bei der ETH Zürich und anderen Hochschulen ein klares Zeichen für die wachsenden Herausforderungen, denen sich Bildungseinrichtungen in der digitalen Kommunikation gegenübersehen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die akademische Landschaft auf andere Plattformen verlagern wird und welche Alternativen sich für den Dialog im Internet anbieten.