ESA: Raumsonde Ramses soll Asteroid Apophis überwachen
2024-11-04
Autor: Emma
Ein Asteroid, der der Erde an einem Freitag, dem 13. näherkommt? Dies klingt nach einem unheimlichen Schnipsel aus einem Horrorfilm, doch in Wahrheit handelt es sich hierbei um das bedeutende astronomische Ereignis, das sich am Freitag, dem 13. April 2029, ereignen wird. Der Asteroid Apophis, mit einer Größe von etwa 375 Metern, wird sicher an der Erde vorbeirauschen – und zwar nur in einer Entfernung von etwa 32.000 Kilometern, was näher ist als die Position vieler geostationärer Satelliten. Dies bedeutet, dass rund zwei Milliarden Menschen auf der Erde, darunter auch zahlreiche Menschen in Europa, ihn kurzzeitig mit bloßem Auge beobachten können.
Ein derart naher Vorbeiflug ist für die Astronomie von enormer Bedeutung. Die starke Gravitation der Erde wird Apophis leicht deformieren, wodurch Wissenschaftler Rückschlüsse auf die innere Beschaffenheit des Asteroiden ziehen können. Diese Informationen könnten entscheidend sein, sollte jemals ein ähnlicher Himmelskörper auf Kollisionskurs mit der Erde geraten und umgelenkt werden müssen. Astronomen schätzen, dass Objekte dieser Größe nur alle 5.000 bis 10.000 Jahre so nah an der Erde vorbeikommen – ein extrem seltenes Ereignis.
Um diese seltene Gelegenheit zu nutzen, plant die Europäische Raumfahrtorganisation (ESA) die Mission der Raumsonde Ramses (Rapid Apophis Mission for Space Safety), die Apophis während seines Vorbeiflugs begleiten soll.
„Die Ramses-Mission ist in vielerlei Hinsicht bedeutend“, erklärt Martin Jutzi von der Universität Bern. „Wir haben die Möglichkeit, die Effekte der Schwerkraft der Erde auf Apophis zu studieren. Diese gezeitenbedingten Veränderungen könnten uns wertvolle Informationen über die mechanischen Eigenschaften des Asteroiden liefern.“ Diese Kräfte könnten dazu führen, dass es zu Erdrutschen oder anderen geologischen Veränderungen kommt und Materialien freigelegt werden, die bisher verborgen waren. Solche Beobachtungen sind wichtig, um eine bessere Datenbasis über die Eigenschaften dieser Himmelskörper zu erhalten.
Zusätzlich benötigen Wissenschaftler solche Informationen, um die Entstehung und Entwicklung von Asteroiden besser zu verstehen, da sie als Zeitkapseln mit Informationen aus der Frühgeschichte des Sonnensystems gelten.
Ein Präzedenzfall für die Ablenkung eines Asteroiden ist bereits gegeben: Die NASA hat mit dem Projekt Dart (Double Asteroid Redirection Test) erfolgreich demonstriert, dass eine Ablenkung möglich ist. Die Raumsonde, die im November 2021 gestartet wurde, schlug am 26. September 2022 auf dem Asteroiden Dimorphos ein und bewies, dass unmittelbare Eingriffe möglich sind.
Für Ramses tickt jedoch die Uhr, denn die Mission muss bereits zu Beginn des Jahres 2028 gestartet werden, um im Februar 2029 rechtzeitig bei Apophis anzukommen. Das kritische Zeitfenster bedeutet einen zusätzlichen Druck auf die Mission. Im Moment steht noch nicht einmal fest, ob die Mission in vollem Umfang durchgeführt wird – eine Entscheidung wird erst beim ESA-Ministerrat im November 2025 getroffen.
Die ESA hat daher bereits Gelder für vorläufige Arbeiten freigegeben und einen Vertrag über 63 Millionen Euro mit dem italienischen Raumfahrtunternehmen OHB Italia unterzeichnet, um den Beschaffungsprozess für zeitkritische Technologien einzuleiten. Dies zeigt, dass die ESA entschlossen ist, die Herausforderung anzunehmen und sich umfassend auf die Missionsdurchführung vorzubereiten.
Richard Moissl, Leiter des ESA-Büros für planetare Verteidigung, hebt hervor, dass Ramses ein Test für zukünftige Schnellreaktionen auf potentielle Bedrohungen darstellt. Die Mission könnte der Beweis dafür sein, dass die Menschheit in der Lage ist, innerhalb weniger Jahre eine Erkundungsmission bei einem nahenden Asteroiden zu starten.
Fällt der Vorbeiflug von Apophis auf 2029, gibt es eine weitere interessante Information: Apophis wird auch 2036 wieder an der Erde vorbeifliegen. Ursprünglich gab es Besorgnis über einen möglichen Einschlag, doch neue Daten, die im Jahr 2021 veröffentlicht wurden, beruhigen, da sie zeigen, dass Apophis für die nächsten 100 Jahre nicht mit der Erde kollidieren wird. Diese aufregenden Entwicklungen zeigen die Notwendigkeit einer raschen wissenschaftlichen Antwort auf Herausforderungen aus dem Weltraum.